Wichtiges Stück Zeitgeschichte, jedoch nicht einfach zu lesen
Bewertet mit 5 Sternen
Klappentext teilweise übernommen:
Das Mädchen hatte schon immer gewusst, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Cordelia, unehelich geboren, ist eine „Dreivierteljüdin“, ihre Mutter eine berühmte Schriftstellerin, verheiratet mit einem „arischen Deutschen“und glühende Katholikin. Im entscheidenden Augenblick schützt die Mutter nicht ihre Tochter, sondern rettet sich selbst. Während die Mutter in Berlin weiter lebt, wird Cordelia mit 14 Jahren nach Ausschwitz deportiert.
Ich habe schon länger kein Buch gelesen, was mich emotional so gefordert hat. Obwohl es nur verhältnismäßig wenige Seiten waren, konnte ich es nicht durchgehend lesen, sondern musste immer wieder Pausen einlegen, um die Ereignisse zu verarbeiten. Zuerst hatte ich Probleme mit dem Schreibstil, weil die Autorin ausschließlich in der dritten Person schreibt. Das ist aber wahrscheinlich erforderlich, um die nötige Distanz zu den Ereignissen herzustellen. Die fürchterlichen Erlebnisse , obwohl nüchtern und ziemlich schnörkellos beschrieben, gehen regelrecht ans Herz. Das Verhalten der Mutter, war für mich zu keinem Zeitpunkt nachvollziehbar. Obwohl der erste Teil ( zugleich der längste) am grausamsten war, hat die Protagonistin auch in ihrem Erwachsenenleben einiges erdulden müssen.
Besonders hervorheben möchte ich das Nachwort von Daniel Kehlmann, was die gesamten Ereignisse auf besondere Weise noch einmal zusammenfasste und damit zu einem noch besseren Verständnis des Buches beitrug.
Während das Buch über einen längeren Zeitraum verschwunden war, wurde es zu dem Zeitpunkt neu aufgelegt, in welchem wieder ein grausamer Krieg in Europa herrscht, bei dem es erneut viele Verlierer geben wird. Warum lernen die menschen nie aus den Fehlern der Vergangenheit?