Rezension

Wichtiges Zeitzeugnis und Gedenken.

Und auf einmal diese Stille - Garrett M. Graff

Und auf einmal diese Stille
von Garrett M. Graff

Jeder von uns - vorausgesetzt, er ist alt genug - wird seine ganz speziellen Erinnungen an den 11. September 2001 haben. Die Anschläge auf das World Trade Center erschütterten damals nicht nur Amerika, sondern die gesamte Welt. Ich erinnere mich, wie ich von der Schule nach Hause kam und im Fernsehen den ersten brennenden Turm sah. Auch an den Einschlag des zweiten Flugzeugs erinnere ich mich. Begreifen konnte ich es im Grundschulalter nur begrenzt. Am nächsten Tag hielten wir im Unterricht eine Schweigeminute ab und über allem schwebte eine erdrückende Atmosphäre.

Garret M. Graff hat in diesem Buch nun die Oral History dieses Tages dokumentiert - das bedeutet, dass die Ereignisse chronologisch durch die Worte der Betroffenen erzählt werden. Ich wollte das Buch unbedingt lesen, weil diese Ereignisse mich damals zutiefst berührt haben und es heute noch tun. Meine Meinung zum Buch lest ihr im Folgenden.

INHALT:

Das Buch "Und auf einmal diese Stille" erzählt als eine Art Logbuch die Geschehnisse des 11. September 2001 chronologisch aus der Sicht von Überlebenden und Opfern.

Abwechselnd wird aus deren Sicht der komplette Tag vor den Anschlägen bis hin zu den Jahren danach erläutert. Die Kapitel sind unterteilt nach den Vorkomnissen des Tages sowie den verschiedenen Anschlagsorten. Die Aussagen werden nur von gelegentlichen kurzen Passagen unterbrochen, die erklären, welche Umstände gerade kommentiert werden.

Die Geschichten werden von Menschen erzählt, die selbst in den Türmen waren, im Marriot Hotel, die sich außerhalb der Türme befanden, die Angehörige verloren, als Feuerwehr oder Polizisten im Einsatz waren, als Nachrichtensprecher unterwegs berichteten, im Pentagon gewesen sind, Aufnahmen aus den Flugzeugen und Erinnerungen der Flugsicherung werden dargestellt sowie die Erlebnisse von Mitarbeitern des Präsidenten in der Air Force One.

Zu diesem Buch könnte vieles gesagt werden, aber ich möchte gar nicht mehr erzählen, weil die Aussagen der Betroffenen für sich alleine stehen. Der Autor betonte so schön, dass dieses Buch die Ereignisse gar nicht im Sinne irgendwelcher Theorien interpretieren will, sondern einfach nur die Menschen zu Wort kommen lassen will, die selbst dabei waren. 

SCHREIBSTIL:

Der Schreibstil ist bei diesem Buch gar nicht so richtig zu bewerten, weil das bedeuten würde, den O-Ton der Betroffenen zu beurteilen. Der Autor hat die Aussagen im Maß des Möglichen gekürzt und angepasst bzw. für Verständniszwecke vervollständigt, was der Eindringlichkeit des Gesagten jedoch keinen Abbruch tut.

FAZIT:

Dieses Buch ist nicht nur ein einfaches historisches Zeugnis, sondern eine lebendige Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse des 11. September 2001. Die vielen Augenzeugenberichte, aus denen dieses Werk besteht, bilden zusammen ein Gedenken an alle Opfer und Betroffenen - aus meiner Sicht die beste nur mögliche Art, wie über diese Anschläge berichtet werden sollte. Literatur ist unter anderem für genau solche Bücher geschaffen - um Erinnerungen zu bewahren und nichts der Vergessenheit zu überlassen.

Ein Buch, welches berührt und schockiert. Selbst hier ist nur ein Bruchteil aller Schicksale dargestellt und doch wird ein Gefühl für die Geschichten hinter der Katastrophe vermittelt. Ein tiefgehendes Zeitzeugnis und ein wichtiges Gedenken.