Rezension

Widersprüche, die sich wunderbar ergänzen.

Die For Me - Amy Plum

Die For Me
von Amy Plum

Bewertet mit 4 Sternen

“Mysterious, sexy, and unnervingly charming, Vincent Delacroix appeared out of nowhere and swept me off my feet.”  Klingt nach der typischen “Mädchen-kommt-in-neue-Stadt-und-verliebt-sich-in-den-erst-besten-unheimlich-gut-aussehenden-aber-auch-gefährlichen-Typen-den-sie-sieht” – Geschichte, oder?  Das habe ich zuerst auch gedacht, aber dann…tja, kommt es doch irgendwie anders.
Aber beginnen wir doch am Anfang. Das Buch ist aus der Sicht von Katya geschrieben, die mit ihrer Schwester Georgie nach Paris zu ihren Großeltern zieht, da ihre Eltern gestorben sind. Es war anfangs schwer, sich in Katya hineinzuversetzen, denn sie war sehr abwesend und traurig. Man fühlt mit ihr, das ist ganz klar, dennoch bleibt da eine gewisse Distanz bestehen, die sich im Laufe der Zeit dann aber abbaut und man Katya  richtig lieb gewinnt.
Es dauert gar nicht lange, da begegnet sie Vincent und ist hin und weg von ihm. Er sieht aus wie ein griechischer Gott und scheint auch sonst in allem perfekt zu sein. Oh Nein, dachte ich, bitte nicht… Dann aber kommt die erste Überraschung. Vincent ignoriert Katya nicht, oder ist abwesend zu ihr sondern nett und außerdem super witzig!  Das könnte was werden, dachte ich dann.  Daraufhin kommt es aber bald wieder zu einer Szene, die mich meine Meinung hat ändern lassen: Vincent offenbart Katya sein „dunkles“ Geheimnis und erklärt ihr, was es für sie heißen würde, wenn sie mit ihm zusammenbleibt. Ich wäre panisch weggerannt, aber was macht Katya? Sie bleibt ganz gelassen… (Oh Nein, oh Nein, oh Nein, nicht so eine naive und vor Liebe blinde Protagonistin, bitte nicht!)…aber so gelassen ist sie dann doch nicht! Als es zu einem schlimmen Vorfall kommt der Katya das Ausmaß davon zeigt, was ihre Beziehung zu Vincent bedeuten könnte, tut sie das, in meinen Augen, einzig Richtige: Sie geht und lässt ihn zurück! Juhu, sie ist nicht naiv und vor liebe blind! Ja, gut, sie geht natürlich zu ihm zurück (worüber ich mich aber auch sehr gefreut habe), aber dafür muss erst einiges geschehen!
Klingt ein bisschen verwirrend, weil es sehr wenige inhaltliche Informationen gibt, ich weiß,  aber mehr verraten kann ich nicht, denn ihr sollt selbst hinter das Geheimnis von Vincent und seinen Freunden kommen ;) 
Auch wenn es sich oben vielleicht nicht so angehört hat: Ich mag Katyas und Vincents Liebesgeschichte sehr! Klar, an manchen Stellen verläuft sie etwas klischeehaft, aber die beiden haben etwas, das vielen anderen Charakteren in Büchern fehlt: Sie haben einen unglaublichen Sinn für Humor und Sarkasmus! Ich liebe die Dialoge der beiden! Auch die anderen Charaktere, wie Ambrose, Jules, Charlotte und Georgia sorgen im Buch für gute Laune. Man kann eigentlich gar nicht anders, als sie zu mögen! Dadurch, dass die beiden viel miteinander lachen und sich nicht ständig mit trüben Gedanken auseinander setzten oder vor irgendwem fliehen müssen, entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung zwischen den beiden, was man gespannt und mit einem Lächeln auf den Lippen verfolgt.
Doch Die for Me ist nicht nur humorvoll, sondern hat auch eine sehr, sehr ernste Seite. Sie hat mit Vincents Bestimmung zu tun und es gibt Momente im Buch, die sind wirklich schockierend. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie es ist, so eine Bestimmung und die damit auftretenden „Nebenwirkungen“ zu haben.  Ich musste an manchen Stellen wirklich schlucken. Man wird sehr oft mit dem Tod konfrontiert und auch mit Geschichten aus den Weltkriegen, die für eine sehr düstere und traurige Stimmung sorgen. Legt die Taschentücher schon mal bereit! 
Die Idee, die hinter Die for Me steckt, ist mir bisher in keinem Buch über den Weg gelaufen und das hat mich wirklich positiv überrascht! Die Umsetzung ist gelungen, auch wenn man ein einigen Stellen schon etwas mitdenken muss, um wirklich alles zu verstehen. In diesem Falle gilt aber: Mitdenken lohnt sich!
Die for Me hat es geschafft,  dass ich von der ersten bis zu letzen Seite von Katyas Geschichte mitgerissen wurde. Die Liebesgeschichte und das sich langsam aufbauende, spannende Finale lassen aber auch kaum etwas anderes zu. Die Atmosphäre im Buch ist sehr besonders und ich dachte mir die ganze Zeit: „Ich muss unbedingt mal nach Paris!“ Amy Plum schafft es, mit nur einer geringen Anzahl von Wörtern, unglaubliche Bilder im Kopf zu erschaffen.
Es gibt allerdings auch ein paar kleine Kritikpunkte: Es bleiben einige Fragen offen, deren Beantwortung die für die Story (meiner Meinung nach) sehr wichtig gewesen wäre. Man kommt auch ohne diese Antworten aus, aber schöner wäre es gewesen, man hätte sie gehabt. Das Ende des Buches war für mich etwas zu „schnell“ und zu unkreativ, was vielleicht etwas komisch klingt, aber wenn ihr das Buch lest, versteht ihr vielleicht, was ich meine.

Fazit
Witzig und ernst, klischeehaft und neu, romantisch und bedrückend, lebendig und tot – Die for Me ist ein Buch voller Widersprüche, die sich wunderbar ergänzen und Die for Me zu einem Buch machen, dass überraschend viel Tiefgang aufweist. Ein tolles Leseerlebnis.