Rezension

Widerstand

Die Spionin der Charité - Christian Hardinghaus

Die Spionin der Charité
von Christian Hardinghaus

Die Gedenken an das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler wühlen die 56-jährige Lily Kolbe auf. Sie war selber Mitglied einer kleinen und bisher recht unbekannten Widerstandsgruppe, dem "Donnerstags-Club". Damals hatten sich alle Beteiligten geschworen, Stillschweigen über die damaligen Aktivitäten zu bewahren, aber Lily drängt es, auch in Gedanken an ihren mittlerweile verstorbenen Mann, Fritz Kolbe, das Schweigen zu brechen. Sie kontaktiert einen amerika-nischen Journalisten und signalisiert ihm, die ganze Geschichte offen legen zu wollen...
Der Autor Christian Hardinghaus sorgte im letzten Jahr mit dem aus meiner Sicht beeindruckenden Zeitdokument "Wofür es lohnte sein Leben zu wagen" für eines meiner absoluten Lesehighlights. Gerade die umfassende und herausragende Recherchearbeit für ein historisches Thema konnte mich in den Bann schlagen. Meine Freude war groß, als ich las, dass sich der Autor sich eines neuen Themas verschrieben hatte, das Leben des Dr. Ferdinand Sauerbruch. Er verarbeitet dieses Thema erneut in Form eines Sachbuches und eines Romans. In "Die Spionin der Charite" verbindet er die historischen Fakten mit eigenen Fiktionen zu einer packenden und spannenden Geschichte aus der dunklen Zeit Deutschlands. 
Dr. Sauerbruch war unumstritten ein hervorragender Mediziner, der in der Berliner Charite revolutionäre Erfolge in diesem Bereich erzielen konnte. Unklar hingegen ist seine Rolle in der Zeit der Nationalsozialisten. Hegte er Sympathie gegenüber der damaligen Führung Deutschlands oder arbeitete er gar mit ihnen zusammen? Christian Hardinghaus hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und zeigt Dr. Sauerbruch als Mitglied des "Donnerstags-Clubs" einer kleinen Widerstandsbewegung gegen das damalige Regime. In einem teils sachlichen aber auch hervorragend zu lesenden Schreibstil führt er dem Leser die dramatischen Gegebenheiten der damaligen Zeit lebendig vor Augen. Obwohl mir die grundlegenden Fakten bekannt sind haben mich die Geschehnisse in dem Buch doch sehr berührt und stellenweise fassungslos zurückgelassen.
"Die Spionin der Charite" ist für mich ein äußerst lesenswerter Roman mit einem sehr gut recherchierten historischen Hintergrund um den bekannten Dr. Sauerbruch und seiner Charite. Ein für die heutige Zeit wichtiges Buch, welches ich sehr gerne weiterempfehle und welches nicht nur bei den Sehern der aktuellen Fernsehserie um das berühmte Berliner Krankenhaus Freunde finden wird. Meine Bewertung fällt dementsprechend mit fünf von fünf Sternen positiv aus!!!