Rezension

Wie alles begann

His Dark Materials: Über den wilden Fluss
von Philip Pullman

 Eine Ewigkeit ist es her, dass ich Philip Pullmans Bernstein-Trilogie gelesen habe. Aber wie das bei großartigen Geschichten, die man als Kind gelesen hat, so ist, ist auch die von Will und Lyra bei mir hängen geblieben und als ich gesehen habe, dass es ein Prequel gibt, hat mein Herz sofort angefangen, schneller zu schlagen. Noch einmal in diese Welt eintauchen dürfen? Unbedingt!

Über den wilden Fluss spielt Jahre vor Der goldene Kompass und erzählt von der Zeit, als Lyra noch ein Baby war und von den Nonnen eines Klosters in Oxford aufgenommen wurde. Protagonist dieser Geschichte ist aber der 11-jährige Malcolm (und sein Dæmon Asta), der nicht nur seinen Eltern im Gatshaus aushilft, sondern auch den Nonnen. So treffen die beiden aufeinander und müssen schon bald zusammen fliehen. Der Titel des Buches ist überaus passend gewählt, denn die Flucht (bei der auch die griesgrämige 15-jährige Alice dabei ist) führt das ungewöhnliche Trio auf einem Kanu über die Themse. Bei der Figurenkonstellation musste ich unweigerlich an Lemony Snickets Eine Reihe betrüblicher Ereignisse denken, nur dass Pullman der Geschichte noch eine ordentliche Portion Fantasy hinzugefügt hat.

Am meisten gefreut hat mich eigentlich, wieder in diese Welt mit den Dæmonen einzutauchen und die Erinnerungen von damals wieder heraufzubeschwören. Jetzt bin ich froh, dass ich mir den Kinofilm nie angeschaut habe, so konnte ich auch nichts durcheinanderbringen. Diese Vorgeschichte hat mich nicht so verzaubert wie damals die Bernstein-Trilogie, aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich schon lange kein Fantasy mehr gelesen habe und auch schon lange kein Kind mehr bin. Vorwissen braucht man für diesen Band übrigens nicht und muss auch keine Angst haben, dass man gespoilert wird, wenn man Über den wilden Fluss vor der Trilogie liest, es wird nichts vorweg genommen. Ganz im Gegenteil. Und für alle, die die Bernstein-Trilogie kennen ist es wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten, die man lange Zeit nicht gesehen hat. Bei der einen oder anderen Figur hat sich einfach ein nostalgisches Lächeln auf meine Lippen geschlichen. Ich sag nur: Pantalaimon.

Gerüchten zufolge soll Über den wilden Fluss kein Einzelband bleiben. Ich kann es kaum erwarten, erneut in diese fantastische Welt voller Magie und Dæmonen einzutauchen.

(c) Books and Biscuit