Rezension

Wie aus Mitmenschen eine Gemeinschaft wird

Bergsalz -

Bergsalz
von Karin Kalisa

Bewertet mit 2 Sternen

Der Roman enthält viel gute Ansätze. Doch die fehlende Ausarbeitung macht das Buch kaputt.

Franziska und Johanna sind schon alt. Beide sind verwitwet und leiden unter Einsamkeit. So schlimm, dass Johanna eines Mittags vor Franziskas Türe steht und die eine die andere zum Essen einlädt. Dieses Zusammensitzen ist so erbaulich, dass sie die Runde ausweiten. Bald trifft sich das halbe Dorf und es entsteht eine neue Gemeinschaft, die überlegt, wie sich das Dorf wieder beleben lässt.

Karin Kalisa hat in ihrem Roman soziale Probleme aufgegriffen und Ideen geliefert, wie man dagegen angehen kann. Ihr humorvoller Schreibstil hat mich – zumindest zu Beginn des Buches – sehr angesprochen. Ich konnte mich gut in die Protagonisten hineindenken und habe mich mit ihnen gefreut, wie sie immer munterer und lebenslustiger wurden. Sie haben es geschafft, Vorurteile gegen Flüchtlinge zu überwinden und die Welt mit offenen Augen zu betrachten.

Je weiter man in den Roman vordringt, desto deutlicher werden die – auf das Heute gemünzten - sozialkritischen Aspekte. Da geht es um geschlossene Infrastruktur auf dem Dorf und den Umgang mit Flüchtlingen. Althergebrachtes erschwert Neuerungen. Diese Überlegungen haben mir sehr gut gefallen.

Etwas irritierend fand ich anfangs die Einschübe aus dem Mittelalter. Ihr Sinn erschließt sich erst im Laufe des Buches. Damit konnte ich mich arrangieren.

Doch das Ende der Geschichte hat mir die Freude am Buch vergällt, so dass es mir schließlich nur noch wie ein nicht vollständig ausgearbeitetes Manuskript vorkam. Viele der Ideen sind nur angerissen, aber nicht zu Ende geführt. Zu viele Menschen bevölkern das dünne Buch. Und als dann auch noch Mystik in die bisher nachvollziehbare Realität kam, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Schade um die guten Ansätze!