Rezension

Wie das Meer

Der Himmel über Greene Harbor - Nick Dybek

Der Himmel über Greene Harbor
von Nick Dybek

Bewertet mit 4 Sternen

Als ich angefangen habe das Buch zu lesen, habe ich mich ein bisschen gesträubt. Der Beginn, Cals Schilderungen seines Alltags, seiner Familie und seiner Umwelt, haben mich nicht so richtig vom Hocker gehauen. Kein Verhältnis zum Vater, keine richtige Beziehung zur Mutter. Was ist bloß los mit dieser Familie? Das Buch ist ruhig. Zumindest zu Beginn. 
Die anfängliche Langeweile verabschiedet sich aber relativ schnell, nicht zuletzt durch John Gaunts Tod, sondern auch durch Cals Erzählungen über die Erlebnisse mit seinem besten Freund Jamie. Das macht Spaß, zwei Jungen, die gemeinsam ihre Zeit verbringen und aufwachsen und die später ein gemeinsames Geheimnis verbindet. Aber nicht so schnell! Wobei der Klappentext relativ viel verrät.. Oder doch nicht? Als ich den Klappentext gelesen habe dachte ich nur "alles klar, die bringen diesen komischen Kautz um und vertuschen alles und der arme Cal weiß nicht, wie er sich verhalten soll". Aber das wäre viel zu einfach. Nick Dybeck hat hier einen guten Verlauf der Ereignisse um den Todesfall drum herum gestrickt, der bis zuletzt alle Möglichkeiten offen hält. Außer der Variante, die sich dann abspielt, mit der ich niemals gerechnet hätte bzw. die mir nie in den Sinn gekommen wäre.
Gibt es hier Parallelen zum Meer (erst ruhig und dann stürmisch)?? Okay, zukünftig keine Interpretationsversuche mehr..

Das Buch bekommt von mir 4 Sterne. Warum? Die moralischen Aspekte für Cals Handeln sind ein Grund für die gute Bewertung. Ein anderer, und der ist für mich eigentlich der entscheidendere ist, dass das Buch nicht bloß für einen Lesespurt bei mir gesorgt hat, sondern für zwei. Der Teil, in dem Cals Beziehung zu Jamie dargestellt wird, ist stark und besonders, natürlich, das unvorhersehbare Ende und dessen Folgen. Toll!
Ein Buch mit ruhigen Grundton, das zum Nachdenken anregt.
 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 20. August 2014 um 21:43

Anregende Rezension. Finde ich gut, dass die Anfangshürde zu nehmen, zu einer Art von Erfolg geführt hat.