Rezension

"Wie der Teufel und das Weihwasser" von Susanne Keil

Wie der Teufel und das Weihwasser - Susanne Keil

Wie der Teufel und das Weihwasser
von Susanne Keil

Bewertet mit 5 Sternen

Spoilerfrei.

Mich sprach das Buchcover sofort an, da es nach einer Liebesgeschichte in der Ritterzeit aussah. Es geht um Hadelinde, die aber auch oft Kitt genannt wird, denn sie gibt sich als Bursche aus, damit das Reisen alleine sicherer ist. In dieser Aufmachung lernt der berüchtigte schwarze Ritter Jérôme Kitt kennen und ernennt sie kurzerhand zu seinem Knappen.
Jérôme ist nicht gut auf Frauen zu sprechen und erzählt dem vermeintlichen Jungen Kitt immer wieder, dass er vor Frauen aufpassen muss und diese nichts Gutes im Schilde führen.
Kitt hat derweil eigene Sorgen, denn sie versucht ihrer Arbeit als Ritterhelfer gerecht zu werden, sich selbst klar zu werden, was sie möchte und auch über ihre Gefühle zu Jérôme.

Dieser Roman mauserte sich zu einem richtigen Highlight für mich.
Ich hatte immer wieder das Gefühl, ich lese einen Klassiker mit Humorfaktor, den das Buch wird nicht ohne Grund bei "Historische Romane" und "Humor" einsortiert. Ich musste so oft schmunzeln, die Wortgefechte zwischen Jérôme und Kitt sind oft so herzerwärmend, aber man trifft auch einige andere Charaktere im Laufe des Buches, die dem Lesenden sympathisch begegnen.

Bei anderen Kommentare zu dem Buch wird die fehlende Spannung kritisiert. Ich konnte das Dahinplätschern auch manchmal erkennen, empfand dieses aber als angenehm. Ich fand die Gedanken von Kitt sehr spannend, witzig und konnte sie gut nachvollziehen.
Ich habe mir eine gute Menge an Sätzen markiert, weil ich so viele schöne Umschreibungen und Szenen in diesem Roman finden konnte.

Die Kapitel sind verschieden lang gehalten, manche sind ca. 5 Leseminuten lang, manche ca. 20 Minuten und manche gar 40 Minuten. Ich persönlich finde kurze Kapitel motivierender, aber die Kapitel und deren Titel waren gut gewählt.
Mir fiel es nicht allzu schwer, eine Pause beim Lesen einzulegen, aber ich kehrte auch unsagbar gerne in die Welt von Jérôme und Kitt zurück.
Auch das ein oder andere Mal wurden meine Augen feucht, sei es aus traurigen wie auch heiteren Gründen.

Die Sprache empfinde ich als absolut gelungen gewählt.
Sie ermöglicht in eine andere Zeit einzutauchen, wie oben schon erwähnt liest es sich auf alle Fälle anders als einen Contemporary Jugendroman, dennoch ist alles gut verständlich und man kann flüssig lesen.
Der Roman ist aus der Sicht von Kitt in "Ich-Form" und im Präteritum geschrieben.

Eine tolle Beigabe ist die Liste der Dramatis Personae, also der Liste der auftauchenden Figuren, um den Überblick zu bewahren und auch eine Beschreibung des historischen Hintergrunds der Geschichte (sie spielt in den Jahren 1104 bis 1107.)
Es lohnt sich die Figurenliste durchzulesen, es ist einfach so lustig. 
 

Fazit: Dieser Roman ist mir 5 Sterne wert, weil er sich als besonderes Lesevergnügen entpuppte, wenn man sich auf ihn einlässt. Die Protagonisten kommen sympathisch und menschlich rüber. Die Gespräche zwischen Charakteren oder die Gedanken von Hadelinde enthalten eine gute Art der Komik. Die Sprache passt hervorragend zur mittelalterlichen Szenerie, ohne zu altmodisch und deswegen anstrengend zu sein.