Rezension

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Wie die Schweiz

Bittere Sünde - Liselotte Roll

Bittere Sünde
von Liselotte Roll

Ein grausamer Mord. Eine Leiche, Erik Berggren, auf den Tisch gefesselt. Seine Geschlechtsteile wurden mit kochendem Wasser übergossen. Die Erlösung brachte ein Stich ins Herz. Die einzigen Anhaltspunkte: Unregistrierte Fingerabdrücke auf einem Topf und die Tatsache, dass sie es hier mit einem Menschen zu tun hatten, der quasi keine Gefühle hat. Wer sonst wäre in der Lage, eine solch grausame Tat zu begehen? Magnus Kalo ermittelt in seinem ersten Fall.

Allgemein kann ich sagen, dass ich dieses Buch ebenso nichts sagend finde wie sein Cover.
Das erste, was auffällt, ist die Länge der Kapitel. Mit maximaler Seitenanzahl von sieben ermuntern sie zum weiterlesen. Anfangs noch ein wenig lächerlich-theatralisch geschrieben und zwischen zum-Einschlafen-langweilig und Atem-anhalt-spannend schwankend normalisierte sich die Schreibweise bald auf ein schweizerisches neutral. Ich fand es jetzt nicht unglaublich spannend, aber auch nicht ganz so schnarchlangweilig. Allerdings tendiert meine Meinung eher in Richtung öde: Der Ermittler, Magnus Kalo, und sein Team sind echte Waschlappen. Die Ermittlungen geraten mehr als einmal ins Stocken und treten auf der Stelle. Kalo selbst beschäftigt sich die Hälfte seiner Gedanken nur mit seiner Familie statt mit den Ermittlungen. Manchmal wirkt es fast so, als warte das Team nur darauf, dass ein neuer Mord geschieht, bevor sie mal wieder gemächlich beginnen, einen Finger rühren.
Nicht zu vergessen Linn, Magnus’ wundervolle Frau. Ich habe selten eine Frau gesehen bzw. gelesen, die so naiv war. Der werte Herr Kalo weiht sein Liebchen sogar detailgenau in die Ermittlungen ein. Das stellt erstens die Ermittlungen als nichts ernsthaft dar und verursacht zweitens, dass Linn auf eigene Faust loszieht und dann allgemeines Mitleid erntet, wenn sie auf die Nase fällt. Und das mehrmals, es ist einfach unglaublich.
Um auf die Neutralität zurückzukommen, die das Buch wie einen Schleier umgibt: Nicht nur das Aussehen macht es unsichtbar, auch der Inhalt. Denn bis auf kleine Ausnahmen wie beispielsweise die Tötungsweise ist dieses Buch absolut nichts Besonderes. Das Prinzip ist das Übliche, dem die heutigen Krimi- und Thrillerautoren eigentlich erfolgreich entkommen waren, wie ich dachte: Der sonst so erfolgreiche Ermittler versagt elendig und wird dann von seiner schwachen, hilflosen und unglaublich um ihn besorgten Ehefrau zu retten versucht, wobei am Ende alle beide ohnmächtig (natürlich nicht tot) am Boden liegen (was zu erwarten war) und die Rettung natürlich in letzter Sekunde kommt. Der Täter ist selbstverständlich jemand, der zuvor noch nicht aufgetaucht ist und in der Umgebung desjenigen Zeugen lebt, der am wenigsten verdächtig ist. Nicht zu vergessen die wundervoll löchrigen Motive, die der Leser einem nicht einmal in betrunkenem Zustand glauben würde.
All das lässt einen das Buch eigentlich nur peinlich berührt irgendwo im Regal versenken und nach einem Tag vergessen. Es soll der Auftakt einer Reihe sein, aber mit der nicht-spannend-nicht-langweilig Schreibweise muss ich einfach ehrlich sagen, dass mich die Fortsetzungen nicht sonderlich interessieren. Sagen wir es doch so: Das Buch ist nicht schlecht, aber nicht lesenswert.