Rezension

Wie ein schrecklich schönes Märchen. Ich finde es super!

The Kingdom - Jess Rothenberg

The Kingdom
von Jess Rothenberg

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Dystopie mit einer zarten Liebesgeschichte, spannungsgeladener Handlung und der Frage nach Moral.

Meine Meinung: 

Die Geschichte wird aus der Sicht von Ana, der Protagonistin, und mit Hilfe von Gerichtsprotokollen, Zeugenaussagen, Befragungen von Ana während des Prozesses und auch Texten und Material über den Freizeitpark erzählt. Das ist schon die erste Besonderheit dieses Buches. Statt einer klassisch erzählten Handlung aus Sicht eines oder mehrerer Charaktere, bekommt man bei The Kingdom ähnlich einer Serie oder eines Films Seiten mit Gerichtsprotokollen, Werbeanzeigen des Freizeitparks, Schwarz-Weiß Bildern, die Teil des Prozesses sind, Gesprächsprotokolle und man hat somit von Anfang an das Gefühl richtig mittendrin zu sein. Es wird nicht einfach nur erzählt was die Staatsanwältin sagt oder will, nein man kann es nachlesen als würde man mit im Gerichtssaal sitzen und wäre ein Zuschauer bei diesem Prozess. Ich finde diese Art, den Aufbau des Buches sehr faszinierend, einzigartig und es erzeugt eine starke Spannung und lässt einen noch besser in die Welt von The Kingdom eintauchen.

Der Handlung zeigt aber nicht nur die Geschichte nachdem Ana schon der Prozess gemacht wird, nein sie beginnt am Anfang vor dem Kennenlernen von Ana und Owen und so erfährt man als Leser schon einiges über Ana, die anderen Prinzessinnen, den Park, das Leben der Fantastinnen und zum Beispiel ihres Tagesablaufs.

Ana ist eine wirklich interessante, liebenswürdige, mutige Protagonistin, die ich auf den ersten Blick mochte. Durch ihre Augen lernt man The Kingdom, die anderen Prinzessinnen, das Leben dort, den Park, die Welt kennen. Zwar ist Ana eine Fantastin und damit eine von Menschen gemachte Maschine, die eine Art Hybrid KI Wesen ist, aber sobald man Anas Gedanken folgt, liest wie sie ihren Tag beschreibt, ihre Sicht auf die Dinge, wie sie die anderen Prinzessinnen, die sie als Schwestern bezeichnet, findet, vergisst man diesen Punkt sofort. Sie ist in ihren Gedanken, Handlungen und auch Emotionen schon sehr menschlich und scheint nur auf den ersten Blick eine Maschine zu sein. Allein die Tatsache, dass sie am Ende eine Arbeitstages, wenn der Park schließt, erschöpft ist, keine Lust mehr auf die Besucher hat oder es nicht so toll findet das eine ihrer Schwestern immer zuerst ihr Kleid auswählen darf zeigt schon, dass Ana mehr ist als eine von Menschen gemachte Maschine. Sie ist in diesem Momenten, leicht zynisch, fertig vom Tag, etwas neidisch, teilweise verärgert und ja einfach menschlich.

Die anderen Prinzessinnen, die Mitarbeiter im Park und weitere Charakter lernt man allein durch Anas Sicht kennen. Was aber sehr gut funktioniert. Man bekommt einen sehr guten Überblick über die Art wie die einzelnen Schwestern sind, was ihre Eigenarten sind, wie sie im Umgang miteinander sind und was sie ausmacht. Auch da wird deutlich, dass die Fantastinnen nur auf dem Papier Maschinen sind. Jede Schwester, Fantastin, hat doch ihre ganz eigene Art. 

Die meisten Mitarbeiter in The Kingdomkommen nicht so gut weg. Sie sind in der Regel keine netten Menschen und behandeln Ana und ihre Schwestern und auch die Hybrid-Tiere wie Dinge, Maschinen, ein bißchen wie Monster. 

Owen bildet da von Anfang an eine Ausnahme. Er ist auf den ersten Blick sympathisch, lieb, interessiert und behandelt Ana mit Respekt. Damit hebt er sich deutlich von den anderen ab. 

Zwischen ihm und Ana entsteht eine Verbindung, eine Beziehung die über Angestellter im Park und Fantastin hinausgeht. Die Art wie die zwei sich annähern, sich kennenlernen war wirklich gut gemacht. Es zeigt sich in jeder Szene der beiden, dass Ana mehr ist als eine Maschine und für mich war es das Kennenlernen von zwei Personen und nicht von einem Menschen und einer Maschine.

Die Welt von The Kingdom ist faszinierend und erschreckend zugleich. Man taucht ein in diesen fantastischen Freizeitpark wo es Fantastinnen gibt, die perfekt sind, Hybrid-Tiere von längst ausgestorbenen Arten und Fabelwesen wie einem Pegasus und Stellen die an Disneyland erinnern. Und gleichzeitig ist es ein Ort, an dem Menschen mit Technologie neue Tierarten erschaffen haben, ausgestorbene Arten wiederbelebt haben, diese wie im Zoo eingesperrt ihr Dasein fristen, Hybrid Prinzessinnen jedem Besucher seine Wünsche erfüllen sollen und damit ein Leben in Ausbeutung fristen. Denn das ist was The Kingdom ist: Ein Ort voller Unterdrückung, Ausbeutung, Technologie, keinem freien Willen, Konformität, Anpassung, Gehorsam, Perfektion, verpackt in eine schöne, glänzende Hülle, die ein „Happily Ever After“ verspricht in dem Träume und Wünsche für die Dauer eines Parkbesuches wahr werden.

Fazit: The Kingdom ist eine Dystopie, die neben einer zarten Liebesgeschichte, einer spannungsgeladenen SciFi Geschichte vor allem eine Geschichte ist, die die Frage nach Moral, nach wieviel Mensch steckt in einem, wann ist ein Mensch ein Mensch, wie menschlich kann eine Maschine sein und wie haben wir mit diesen Maschinen umzugehen und sie zu behandeln aufwirft. Sie regt zum Nachdenken an, zeigt wie grausam Menschen sein können und das Ausbeutung, Unterdrückung, schlimme Dinge jedem, auch Hybrid Prinzessinnen passiert und das es keine Rolle spielt, ob Mensch oder Fantastin, wenn es um diese Dinge geht.