Rezension

Wie eine Schnecke ein Leben veränderte

Das Geräusch einer Schnecke beim Essen - Elisabeth Tova Bailey

Das Geräusch einer Schnecke beim Essen
von Elisabeth Tova Bailey

Bewertet mit 5 Sternen

Die Autorin Elisabeth Tova Bailey wird von einer Krankheit heimgesucht, die ihr Leben veränderte. Ans Bett gefesselt und in ihren Bewegungen und ihrer Lebensqualität eingeschränkt bringt eines Tages eine Freundin ein besonderes Geschenk mit. Eine Topfpflanze, die der Lebensraum einer Schnecke sein soll, die sie auf dem Weg zu ihr gefunden hat. Diese kleine Schnecke verändert ihr Leben. Denn die Langsamkeit und Neugierde der Schnecke trifft genau den richtigen Nerv der Autorin.

Ein Jahr lang beobachtet sie ihre kleine Freundin und gewinnt so Kraft und Lebensqualität zurück. Dies ist nur ein Jahr aus der fast 20 Jahre andauernden Krankheit von Elisabeth Tova Bailey. Ein Jahr, das ihr viel gegeben hat. Denn nicht nur die neue Freundin gab es zu beobachten, sondern auch nach und nach das Wissen über deren Verwandten in sich aufzunehmen.

Wie die Autorin selber am Ende des Buches berichtet, ist dieses Buch über eine lange Zeit entstanden, denn einiges von dem ausführlichen Wissen, das sie mit einfließen ließ, war ihr zur damaligen Zeit noch nicht bekannt. Und dieses Wissen ist in einem großen Umfang enthalten, wirkt dabei aber an keinem Punkt langweilig. Neben Verhaltensweisen lässt sie auch einige andere Informationen zu den kleinen Lebewesen einfließen, die diese in einem anderen Licht erscheinen lassen. Oder wussten sie etwa das eine Schnecke bis zu 2640 Zähne hat? Oder das manche Arten räuberisch, ja gar kannibalisch sind? Diese bohren Löcher in die Gehäuse ihrer Artgenossen oder greifen sie direkt durch die Gehäuseöffnung an. Kannibalistische Schnecken haben dafür weniger Zähne, die dafür aber schärfer sind und um mehr Platz im Mundraum für die Opfer zu schaffen, zur Seite klappbar sind. Eine, fast schon gruselige Eigenart, die auch der Autorin imponierte. Ich konnte an diesem Punkt mir nicht verkneifen, mir vorzustellen, was wäre, wenn diese kleinen Lebewesen um ein vielfaches größer wären …

Immer wieder verbindet sie die Beobachtungen und Fakten über die Schnecken mit ihrer eigenen Krankheit oder zieht vergleiche. Dies tut sie auf eine Art und Weise, die einem unter die Haut geht. Die Autorin hat mich mit ihrem Buch über ihre Krankheit und vor allem über die Schnecke verzaubert. Ich konnte es kaum mehr aus der Hand legen und war am Ende sehr berührt. Mein Schneckenherz, ich mochte diese Lebewesen auch schon vor dem Lesen dieses Buches, lies es auf jeden Fall höher schlagen.

Wie die Zeitschrift Brigitte schon aussagte (auf dem Cover des Buches zitiert), ist dieses Buch „Eine Liebeserklärung an das Leben“ und meiner Meinung nach auch an die kleine Schnecke und ihre Artverwandten die Elisabeth Tova Bailey so viel Kraft gegeben hat.

Nach dem Lesen des Buches wirkte dies noch einige Zeit bei mir nach, sodass ich in meinen Gedanken noch bei der Autorin und ihrer kleinen Freundin war und nicht sofort in eine andere Geschichte abtauchen konnte. Ein Buch, das ich auf jeden Fall in guter Erinnerung behalten werde, einen schönen Platz dafür in meinem Bücherregal finden werde und andere Exemplare davon sicherlich auch einmal als Geschenk für gute Freunde herhalten werden.