Rezension

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Wie es duftet

Das Parfum - Patrick Süskind

Das Parfum
von Patrick Süskind

Bewertet mit 5 Sternen

„Das Parfüm“ ist einer dieser seltenen Bestseller, der sich nicht nur gut verkauft hat und handwerklich grundsolide ist; dieses Buch ist auch literarisch gehaltvoll, also großartig erzählt. Die originelle Geschichte des olfaktorischen Genies Grenouille wird getragen von einer dichten und kraftvollen, präzisen und bildreichen Sprache – und ist zugleich auch noch bis zum letzten Satz spannend.

Die von manchen als langatmig empfundenen Beschreibungen der Düfte und der Lebenswelt sind für das Buch absolut essentiell. „Das Parfüm“ ist nicht einfach nur die Geschichte eines Mörders, die Spannung entsteht nicht aus dem Springen von Mord zu Mord. Für Grenouille ist das Töten niemals Zweck, sondern immer nur Mittel, er möchte den Duft der Getöteten extrahieren, um daraus das absolute Parfüm herzustellen. Er ist so gesehen mehr Künstler als Serienmörder, also Künstler, für den das Morden nur das Mittel ist, um sein Werk, sein Kunstwerk zu erschaffen.

Dieses Buch verrät seinen Protagonisten nicht, es gibt ihn nicht im Dienste irgendeiner Moral oder Ordnung preis, es bleibt ganz bei ihm. Grenouille erlebt die Welt nicht wie die anderen Menschen, deshalb wird im Buch auch nicht mehr als nötig gesprochen, deshalb braucht es auch keine moralischen Reflexionen über das Morden.

Grenouille ist eine eigenartige (zugleich schreckliche und wunderbare) Anomalie, aber er ist nicht gänzlich a-sozial. Denn für wen stellt er sein Parfüm her? Für sich, ja, aber auch für die anderen. Der Geruch ist für ihn das Mittel, zu kommunizieren. Er will das absolute Parfüm kreieren, um die anderen zu beherrschen, um von ihnen geliebt zu werden.

Das verdeutlicht die letzte Szene. Sein Parfüm versetzt die Menge in solch eine Verzückung und Raserei, dass sie nicht mehr an sich halten kann, so dass sie ihn zerreißt und verspeist. Sich zu fragen, ob dies überhaupt realistisch ist, ist eine grundsätzlich fantasielose Herangehensweise an diesen Text. Er ist Literatur, nicht einfach nur Tatsachenbericht. Wer so liest, sollte bei Sachbüchern oder Nachrichtenartikeln bleiben.

„Das Parfüm“ ist eines der besten deutschsprachigen Bücher der letzten Jahrzehnte, zurecht war es auch international ein Bestseller. Es ist eines dieser Bücher, das bleibt und sich nicht nur eine Saison lang gut verkauft.