Rezension

Wie funktioniert Dorfleben?

Unterleuten
von Juli Zeh

Davon erzählt Juli Zeh sehr unterhaltsam am Beispiel des fiktiven Ortes Unterleuten,  der sich etwas abgelegen in Brandenburg befindet. Hier treffen neu zugezogene „Wessies“ auf die alt Eingesessenen und versuchen ihre Ziele zu verwirklichen: Jule etwa wünscht sich ein harmonisches Leben mit ihrer kleinen Familie, Linda dagegen plant ein Gestüt aufzubauen. Doch so einfach, wie es klingt, ist es ganz und gar nicht;  denn die gewachsenen sozialen Strukturen des Dorfes sind kompliziert und miteinander verflochten, bestehen aus vielerlei Gefälligkeiten und Schulden, von denen die „Neuen“  erst nach und nach erfahren. Und als dann noch ein Unternehmen für erneuerbare Energien Windkrafträder aufstellen will, brechen alte Feindschaften wieder auf und sorgen dafür, dass das dörfliche Leben alles andere als beschaulich ist.

Erfrischend lebendig schildert  Juli Zeh die Dorfbewohner, ihre Gewohnheiten und ihr Leben. Ebenso authentisch wirken die Charaktere der neu Zugezogenen und ihre Bemühungen. Politik  -  ob es sich um ehemalige DDR Angelegenheiten handelt oder aktuelle Themen betrifft  -  wird aus der Sicht der Dörfler und ihren ganz speziellen Bedürfnissen kommentiert. Kann ein Dorf  eine Gemeinschaft bleiben, wenn es um finanzielle Interessen geht? Gab es überhaupt jemals  Geschlossenheit oder war es immer nur ein Zweckbündnis? In ihrem Roman beschwört die Autorin Bilder voller Leben, Humor, aber auch Tragik. Sie beleuchtet den Mikrokosmos einer Gesellschaft; wunderbar beobachtet  und mit spitzer Feder auf den Punkt gebracht. Wobei  der Titel des Buches genauso gut  auch „Unter  Leuten“  heißen  könnte.