Rezension

Wie funktioniert eine ideale Familie?

Der Panzer des Hummers -

Der Panzer des Hummers
von Caroline Albertine Minor

Bewertet mit 2 Sternen

In Caroline Albertine Minors Roman mit dem rätselhaften Titel „Der Panzer des Hummers“ bekommt der Leser Einblick in das Leben der Geschwister Gabel nach dem Tod der Eltern. Ea, die Älteste, lebt schon lange in Kalifornien. Sie sucht die Seherin Beatrice „Bee“ Wallens auf, weil sie Stimmen hört und Kontakt zur verstobenen Mutter herstellen möchte. Die jüngere Sidsel restauriert Kunstwerke in einem Kopenhagener Museum und ist alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter. Niels, der Jüngste, arbeitet als Plakatierer. Er hat keinen festen Wohnsitz und verdient kaum das Nötigste zum Leben. Rastlos zieht er um die Welt. Wenn er sich in Kopenhagen aufhält, hilft er manchmal Sidsel bei der Betreuung ihrer Tochter aus. Ansonsten besteht keine enge Verbindung zwischen den Geschwistern.

Der Roman hat keine chronologische, zusammenhängende Handlung. Mit kapitelweise wechselnder Erzählperspektive aus der Sicht der Geschwister sowie der Seherin Beatrice bietet er Szenen aus der Vergangenheit der Familie und aus der Erzählgegenwart. Eingeschoben sind kursiv gedruckte Auftritte, wo sich die toten Eltern unterhalten und in das Leben der Kinder einmischen. Nachdem die erste Sitzung mit Ea gründlich schiefgelaufen war, weil sich statt der Mutter der Vater präsentierte, bittet Beatrice die Mutter bei einem weiteren Treffen, endlich loszulassen, damit Ea sich von ihrem Einfluss befreien kann.

Mir hat der Roman leider nicht gefallen. Mit den Figuren wurde ich nicht warm. Da gab es keinerlei Identifikationsmöglichkeiten. Es passiert mir selten, dass ich immer wieder - auch bei fortgeschrittener Lektüre -, die Personenübersicht am Anfang des Buches konsultieren muss, um zu wissen, wer wer ist und welche Verbindungen da bestehen. Dann gibt es eigenartige Metaphern, zum Beispiel den Panzer aus dem Titel, der den Hummer daran hindert zu wachsen und sich zu entwickeln (S. 105), die Äußerung eines Rabbi und nicht zuletzt die Untoten im Jenseits, die reden und immer noch uneins sind. Insgesamt finde ich das Porträt dieser Familie ziemlich deprimierend. Daran ändert auch die sprachliche Qualität des Romans wenig. Nur empfehlenswert für Leser mit beträchtlichem Durchhaltevermögen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 14. September 2021 um 22:27

Haha, feine Rezi.