Rezension

Wie gewollt und nicht gekonnt

Prey - Deine Tage sind gezählt
von James Carol

Bewertet mit 2 Sternen

"Prey - Deine Tage sind gezählt" handelt von Jefferson Winter, der gerade einen Fall in New York gelöst hat. Kurz vor der Abreise nach Paris wird vor seinen Augen in einem Diner der Koch brutal ermordet. Die Täterin scheint Winter zu kennen und hinterlässt einen Zeitungsartikel, der über den Mord an einem jungen Ehepaar vor sechs Jahren berichtet. Da es keine Zeugen und Überwachskameras gibt, wird Winter festgenommen. Er bittet seine Kollegin im gerade abgeschlossenen Fall, Carla Mendoza um Hilfe und überzeugt sie, dass diese Tat eine Provokation war, der sie sich nicht entziehen können.

Gleich vornweg: ich war von der Reihe bisher recht angetan. Spannung war stets geboten und auch die Profilerarbeit, die mich stark an einer meiner Lieblingsserien (Criminal Minds) erinnert, wusste zu überzeugen. Beim Lesen jedoch merkte ich schnell: an irgendetwas erinnert dich dieser Band doch? Schnell wurde mir klar, dass der hier in "Prey" präsentierte Fall von der Idee her stark an den Chris-Carter-Thriller "Die stille Bestie" erinnerte und damit war ein Vergleich unvermeidbar. Und ich kann bereits jetzt sagen, "Prey" kommt nicht gut weg...

In "Prey" wird ein sehr persönlicher Fall behandelt, denn die Mörderin kennt Jefferson Winter und hat sich bewusst für ihn entschieden, um vor ihm den Mord zu begehen. Offensichtlich will sie ihn herausfordern. Grundsätzlich finde ich persönliche Fälle immer sehr spannend, denn der Ermittler ist wirklich so stark verstrickt, dass man über ihn so viel Persönliches erfährt, wie es den normalen Fälle meist nicht leisten können.

Die Grundvoraussetzungen waren also da, aber der Thriller geht schon sehr konfus los. Ständig wird von einem abgeschlossenen Fall erzählt, Carla Mendozas Name wird genannt, als ob man sie schon kennen müsste. Ich war wirkich so weit zu glauben, dass ich entweder einen ganzen Band der Reihe verpasst habe oder aber, dass der Inhalt des letzten Bandes vollkommen an mir vorbeigegangen ist. Traf natürlich beides nicht zu. Erst im Laufe wird einiges aufgeklärt, aber verwirrend gelöst wurde der Einstieg in "Prey" allemal.

Dann kommt hinzu: Spannung wollte einfach nicht aufkommen. Zwar fanden sich die üblichen kurzen Kapitel, die auch zum Teil mit guten Cliffhangern endeten, aber irgendwie hatte ich ständig das Gefühl, dass vollkommen klar war, wer diese Frau ist. Und so war es auch: ihre Identität wird schnell geklärt, jetzt geht es nur noch darum in ihr krankes Hirn einzutauchen und ihre Motivik aufzuspüren. Genau diese Motivik war aber das übliche 08/15. Vor allem im Vergleich dann natürlich zu "Die stille Bestie" wo Robert Hunter wirklich eine Bestie gegenüber hatte, war die Täterin hier nur ein laues Lüftchen.

Und diese Tatsache ärgert mich. Die Ausgangslage war wirklich vielversprechend, aber nur zum 1000 Mal darauf hinaus zu wollen, ob Jefferson Winter wie sein Vater ein Psychopath ist, nein, das muss nicht sein. Dieser Band ist wirklich ein knalharter Dämpfer in dieser Reihe.

Fazit: Persönliche Fälle bieten immer viel Potenzial, aber das wird hier nicht im geringsten genutzt. Der Fall ist zu plump, die Herausforderung für Winter altbekannt und dann auch noch die Parallelen zu Carters "Die stille Bestie". Da kommt mir unweigerlich in den Sinn: Carol hats gewollt, aber nicht gekonnt. Schade!