Rezension

Wie groß ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier?

Das Mysterium der Tiere - Karsten Brensing

Das Mysterium der Tiere
von Karsten Brensing

Bewertet mit 4 Sternen

Tiere sind für uns keine unbekannten Wesen. Wir leben gemeinsam auf der gleichen Erde. Viele können auf persönliche Erfahrung mit ihnen zurückgreifen. Es gibt Tiere, die sind putzig anzuschauen, andere sind gefährlich, einige „essbar“. Wir geben den Tieren einen niedrigeren Stellenwert als uns. Wissen wir, warum wir das tun? Ist es richtig, dass wir das tun?

In seinem Buch dokumentiert der Meeresbiologe und promovierter Verhaltensforscher Karsten Brensing anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse die erstaunlichen Fähigkeiten der Tiere. Auch Menschen die mit Tieren zusammen leben oder sie in der Natur beobachten werden hier Neues erfahren.

Viele Tiere besitzen einen hohen Grad an kognitiven Fähigkeiten. Sie verfügen über ein episodisches Langzeitgedächtnis, können abstrakt denken, risikoabhängige und demokratische Entscheidungen treffen und haben die Fähigkeit zu lebenslangem sozialen Lernen. Es gibt Tiere, die theoretisch und tatsächlich sprechen können, eigene Dialekte entwickeln und sich und anderen Namen geben. Sie sind sich selbst bewusst, haben eine Persönlichkeit und empfinden Mitgefühl. Aus ihren Erfahrungen können sie lernen, in die Zukunft denken und planen. Sie entwickeln eine Kultur, geben kulturelle Informationen weiter und nehmen neue Traditionen in die eigene Kultur auf. Sie empfinden Schmerzen und sie können leiden.

Man traute den Tieren lange Zeit kaum Fähigkeiten zu. Doch der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist wesentlich geringer, als man allgemein annimmt. Wir haben heute zahlreiche Möglichkeiten uns darüber zu informieren und die neuen Erkenntnisse in unser Verhalten einzubeziehen und es liegt in unserer Verantwortung, das zu tun.

Die Experimente/Tests um die Fähigkeiten zu bestimmen dürfen nicht bei allen Tierarten in gleicher Weise angewendet werden, denn je nach Tierart sind die Sinne anders ausgeprägt. Deswegen  lieferten einige Tests in der Vergangenheit falsche Ergebnisse. Inzwischen wird das berücksichtigt. Auf diese und weitere Forschungsfehler geht Karsten Brensing in einem eigenen Kapitel ein und macht auch deutlich, dass er einigen Experimenten kritisch gegenübersteht.

Das Buch ist in 8 Haupt- und in 33 Unterkapitel eingeteilt. Die Informationsdichte ist beeindruckend. Die Theorie wird mit Beispielen, Grafiken und Fotos vertieft und es wird auf umfangreiche Veröffentlichungen und diverse Videos auf YouTube verwiesen. Die Bedeutung der Begriffe und welche Bedingungen erfüllt sein müssen um fundierte Erkenntnisse zu gewinnen wird ausführlich erklärt.

Den Sprachstil fand ich erfrischend spritzig und die Informationen haben mich dadurch direkt erreicht. Der eine Punkt Abzug bezieht sich ausschließlich auf das Stilistische. Stellenweise häuften sich die Verweise auf nachfolgende Kapitel und den Buch-Einstieg mit dem Kapitel „Tierisch guter Sex“ fand ich unglücklich gewählt. Dieses Buch hat eine eventuell angedachte Werbe-Strategie wie „Sex sells“ definitiv nicht nötig.

Mein Fazit: Unbedingt lesen!