Rezension

Wie halten wir das Glück fest, wenn wir wissen, was in unseren Sternen steht?

Was in unseren Sternen steht - Catherine Isaac

Was in unseren Sternen steht
von Catherine Isaac

Bewertet mit 4.5 Sternen

Worum geht es?

Noch nie war Jess so verliebt wie in Adam – den Vater ihres wundervollen Sohnes William. Doch Adam taucht völlig verspätet bei Wills Geburt auf, nach Alkohol stinkend und mit Lippenstift am Hals. So schwer es ihr auch fällt, trennt sie sich von ihm, der nie erwachsen werden und sein Vatersein nicht akzeptieren konnte. Es vergehen 10 Jahre mit sporadischem Kontakt, als Jess eine schlimme Nachricht erhält: Sie hat die Huntington-Krankheit von ihrer Mutter geerbt. Diese drängt sie dazu, Ferien in Adams Château in Frankreich zu machen, damit sich Vater und Sohn näherkommen können – denn wer weiß, wie viel Zeit Jess noch bleibt? Dass dabei auch die alten Gefühle zwischen Adam und ihr wieder aufflammen, passt nicht in ihren Plan, aber muss sie sich ihrem eigenen Glück verschließen, nur weil sie weiß, was in ihren Sternen steht?

 

Meine Meinung

„Was in unseren Sternen steht“ wird den Liebesromanen zugeordnet, ist aber eigentlich so viel mehr. Es geht um Familie, Mutterliebe, die Stärke, nach vorne zu schauen, und die Botschaft, nichts und niemanden für selbstverständlich zu halten, das Leben so anzunehmen, wie es ist, und die bleibende Zeit zu genießen, selbst wenn sie noch so kurz ist. Ich habe während des Lesens so oft Tränen in den Augen gehabt, war gerührt, geschockt, bedrückt und schließlich rundum glücklich.

»Manchmal braucht man die Dunkelheit, um zu erkennen, wie sehr wir strahlen.« (S. 408)

Es gab nicht den „einen“ Aspekt, der mich vom Hocker gehauen hat. Es war das Zusammenspiel sämtlicher Aspekte: Jess‘ Liebe und Stärke für ihren Sohn, die Rückblenden in die Vergangenheit, die Wut auf Adam, die süßen Nebengeschichten von Jess‘ Freundinnen Natasha und Becky, Jess und Adams süßer Sohn William, Jess‘ Eltern und schließlich auch die Liebesgeschichte.

Letztere ist eigentlich nur ein kleiner Aspekt der Geschichte, obwohl er durchgängig präsent ist und eine gewisse Art Spannung in die Story zaubert. Ich wollte wissen, ob und wann es endlich eine Wiederannäherung zwischen Jess und Adam gibt, und klebte dafür nahezu an den Seiten. Das Merkwürdige dabei? Eigentlich mochte ich Adam lange Zeit nicht einmal. Er kommt die meiste Zeit nicht gut weg, sei es in der Vergangenheit, wenn er während Williams Geburt Besseres zu tun zu haben scheint, oder auch in der Gegenwart, wenn er seine neue Freundin dem eigenen Sohn vorzieht. Ich hatte oft eine unbändige Wut auf ihn, konnte Jess‘ Frust und ihren Ärger unglaublich gut nachvollziehen und habe es einfach nicht verstanden, wie er sich so verhalten kann. Letztendlich … ist aber alles gar nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint. Er war es jedenfalls, der mich auf den letzten Seiten hat lächeln lassen und mich doch noch von sich überzeugen konnte.

Jess fand ich im Gegensatz dazu von Beginn an sympathisch, weil sie einfach eine wunderbare Mutter ist. Sie trägt eine unglaublich große Last auf den Schultern – die Erziehung Williams, den Gesundheitszustand ihrer Mutter, der sie seit Monaten bedrückt, und ihr eigenes Schicksal, das sie weder Adam noch ihrem Sohn bisher mitgeteilt hat – und ist dabei bewundernswert stark. Mir haben ihre Gedanken über ihren Sohn und ihr stolzes Mutterdasein nicht selten Tränen in die Augen getrieben und mich berührt. Sie wirkte in ihrer Mutterliebe so ehrlich und authentisch, dass ich sie mit jeder Seite mehr ins Herz geschlossen habe. Und während sie versucht, ihrem Sohn eine gute Mutter zu sein und Adam in seiner unbeholfenen Art gegenüber seinem Sohn auf die Finger zu schauen, lernt sie selbst etwas sehr Wichtiges dazu: Das Leben ist kurz. Wir sterben alle irgendwann – warum sollten wir uns davon abhalten lassen, glücklich zu sein?

»Die meisten von uns denken nicht darüber nach, dass wir morgen überfahren werden können. Wir leben vor uns hin, schuften uns ab und betrachten alles als selbstverständlich. Ich dagegen betrachte nichts als selbstverständlich. Gar nichts. Ich genieße jeden Kuss von meinem Sohn, jeden Bissen von Schokolade, freue mich über jedes Blatt, das im Herbst vom Baum fällt, und jedes Lachen mit meinen Freunden. […] Ich habe nicht mehr jeden Tag Angst vor der Zukunft, denn das würde bedeuten, dass ich meine begrenzte Zeit verschwende.« (S. 407f.)

Ich wusste nicht, wie das Buch enden würde: Zufriedenstellend und glücklich oder doch bedrückend und traurig? Ist das überhaupt so leicht zu beantworten, wenn Jess‘ Schicksal doch schon feststeht? Was ich sagen kann, ist: Mich hat das Buch mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurückgelassen – und ich konnte für mich persönlich etwas aus dem Buch mitnehmen.

 

Fazit

„Was in unseren Sternen steht“ ist ein wirklich schönes, berührendes Buch mit einer wichtigen, lebensbejahenden Botschaft. Es gibt bedrückende Momente, aber mindestens genauso viele, die zum Lächeln und gelegentlich auch zum Grinsen einladen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 4,5 Sterne.