Rezension

Wie kann man nur so viel Potenzial verschenken?

Die Brücke der Gezeiten 1 - David Hair

Die Brücke der Gezeiten 1
von David Hair

Bewertet mit 1.5 Sternen

Der Inhalt:

Alle zwölf Jahre erhebt sich die Mondflutbrücke aus dem Ozean und verbindet die beiden Kontinente Yuros und Antiopia. Schon zwei Mal führte Yuros seine Armeen über die Brücke, um Antiopia zu unterwerfen. Nun naht die dritte Mondflut und Yuros rüstet sich für den vernichtenden Schlag...

Das Buch:

Originaltitel: Mage's Blood (Part One)
Genre: High Fantasy
Reihennummer: Teil 1 einer mehrbändigen Saga
Persönliche Altersempfehlung: ab 16
Bewertung: 1,5 von 5 Sterne

Mit "Die Brücke der Gezeiten - Ein Sturm zieht auf" liefert David Hair den ersten Teil seiner Fantasysaga ab. Der Titel, das Cover und auch die Inhaltsangabe versprechen eine ganze Menge Potenzial und eine Thematik, die in dieser Form noch nicht vorgekommen ist. Nach knapp 2/3 des Buches muss ich aber leider sagen: Es macht mich wirklich traurig, wie viel Potenzial hier verschenkt wird! Aber woran liegt das?

David Hair entwickelt in seinem Roman eine unglaublich komplexe Fantasy-Welt. Ein knapp 20 Seiten langer Anhang gibt Informationen über Zeitrechnung, Religionen, Regionen, Namen, Magie und vieles, vieles mehr. Leider ist es genau diese Komplexität, an der David Hair meiner Meinung nach scheitert. Der Leser wird von vornherein mit Begriffen bombadiert, die erst einmal nachgeschlagen werden müssen. Und das fast im Sekundentakt. Nun könnte man sagen: Das machen ja viele Fantasy-Autoren. Das stimmt auch, jedoch bekam ich bei David Hair viel zu oft den Eindruck, dass er mit seiner eigenen Welt überfordert ist bzw. dass er der einzige ist, der seine Welt komplett versteht.

Immer wieder werden die Begriffe in Dialoge und Textabschnitte eingebaut. Es gibt zwei Kontinente mit jeweils zahlreichen Regionen, die alle andere Gebräuche zu haben scheinen, zum Teil verfeindet sind, zahlreiche Religionen, die alle eigene Rituale haben, ein sehr umfangreiches Magiesystem, das ich immer noch nicht verstanden habe usw. Viele Autoren bedienen sich einer ähnlichen Komplexität (man denke an George R.R. Martin, dessen Anhang ein eigenes Buch füllen könnte). Bei David Hair bekomme ich den Eindruck, dass er krampfhaft versucht, den großen Namen der Fantasy nachzueifern. Und das misslingt ihm leider völlig!

Die Charaktere sind bei Weitem nicht so tiefgründig und interessant, wie ich gehofft hatte und auch die Welt mit ihren politischen Machtspielen hat mich eher verwirrt zurückgelassen. Das Magiesystem ist ebenfalls sehr komplex, konnte mir jedoch an keiner Stelle ordentlich erklärt werden. Brent Weeks wählt bei "Schwarzes Prisma" eine ähnliche Methode. Auch hier wird man zu Beginn mit einem komplexen, vollkommen neuartigen Magiesystem konfrontiert, das man erst einmal verdauen muss. Doch im Laufe des Buches beginnt man, zu verstehen. Bei David Hair bleibt wie so oft im Buch nur das ungenutzte Potenzial.

Mit der größte Kritikpunkt ist für mich der Namensgeber des Buches: Die Brücke. Was für einen Sinn hat besagte Brücke, wenn die Magier mit ihren riesigen Windschiffen sowieso immer von einem zum anderen Kontinent fliegen können? Auch an dieser Stelle wird viel zu viel Potenzial verschenkt.

Das Fazit:

Es hätte so ein tolles Fantasy-Buch werden können! Die Idee ist frisch und interessant, das Magiesystem reizt und die Charaktere bieten viel Potenzial. Leider lässt David Hair all dies ungenutzt. Stattdessen gibt es zu viele Kapitel, die die Handlung nicht wirklich vorantreiben, nahezu langweilige Charaktere und viel zu viele religiöse und magische Begriffe, die letztendlich nicht ausreichend erklärt werden. Ich kann "Die Brücke der Gezeiten" leider nicht weiterempfehlen, auch wenn ich es so gerne getan hätte. Dafür ist die derzeitige Konkurrenz am Fantasy-Markt viel zu effektiv (z.B. George R.R. Martin, Peter V. Brett, Brent Weeks, Brandon Sanderson, Bernhard Hennen, Markus Heitz und viele mehr). Schade!

Kommentare

bquadrat kommentierte am 28. Dezember 2013 um 22:14

Hallo

Ich habe bis jetzt etwa ein drittel gelesen und muss dir leider Recht geben.

Es verwirrt mich sehr mit den vielen Namen und irgendwie rutscht man von einem zum anderen ohne wirklich verstanden zu haben was der Autor mir sagen wollte.

Beiße mich im moment noch ein bischen durch weil ich hoffte es würde besser werden und überlege es ersteinmal zur Seite zu legen.

Liebe Grüße B

Lars Gurowski antwortete am 28. Dezember 2013 um 22:44

Danke für Deine Rückmeldung, dann weiß ich, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine stehe ;)

Es ist wirklich sehr, sehr schade...Ich werde es auf jeden Fall noch durchlesen, aber Teil 2 wird wahrscheinlich nicht mehr gekauft.

LG :)

bquadrat kommentierte am 28. Dezember 2013 um 22:53

Ja das geht mir genauso, obwohl mir das Cover und der Titel sehr gut gefallen haben.

Finde es auch sehr schade.

bquadrat kommentierte am 09. Januar 2014 um 14:29

Muss mich noch mal melden nachdem ich weitergelesen habe war es nicht mehr so durcheinander. Das Buch hat mir doch ganz gut gefallen.

Lars Gurowski antwortete am 11. Januar 2014 um 23:40

Das freut mich doch zu hören ;) Mich hat das Buch leider nicht mehr gepackt. Der Funke ist irgendwie nicht mehr übergesprungen. Trotzdem war es die Erfahrung wert :)