Rezension

Wie Kinderfreundschaften das Leben beeinflussen

Katzenauge
von Margaret Atwood

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Bis ich acht wurde, war ich glücklich“, sagt Elaine, die Malerin. Als sie zu einer Ausstellung in ihre Heimatstadt Toronto eingeladen wird, suchen sie Erinnerungen an die Kindheit und Jugend heim, von denen sie ausführlich erzählt. Das Buch ist in 15 Abschnitte aufgeteilt, von denen jeder in der Gegenwart beginnt und dann die Vergangenheit heraufbeschwört. 

Anfangs erinnerten mich die Zeilen an Jane Gardams „Weit weg von Verona“, das bereits 1971 in England veröffentlicht wurde und das erste Werk der Autorin war. Margaret Atwoods „Katzenauge“ dagegen wurde erst 1988 in Kanada herausgegeben und erhielt ein Jahr später den Toronto Book Awards. Nach etwa 200 Seiten bemerkte ich, dass „Katzenauge“ viel umfangreicher und tiefgreifender ist und einen Zeitraum von der Kindheit bis weit ins Erwachsenenleben (die Kinder der Protagonistin sind schon erwachsen) umfasst, während „Weit weg von Verona“ nur von ein paar Jugendjahren im zweiten Weltkrieg erzählt. 

Mich hat „Katzenauge“ sehr beeindruckt. Erzählt es doch, wie Kinderfreundschaften das ganze Leben beeinflussen können. Es erzählt auch von unterschiedlichen Entwicklungen, von Stärken und Schwächen, von arm und reich. Je älter Elaine wurde, desto intensiver empfand ich ihre Gedanken zum Leben – wogegen andere Rezensenten den zweiten Teil als langweilig bezeichneten. Aber das könnte am Alter der Leser liegen und an dem, was sie noch nicht erlebt haben. 

Fazit: Ein (fast) zeitloses Buch, das zu Vergleichen mit dem eigenen Leben anregt. Für mich ein Lesehighlight, das viel zu lange ungelesen im Regal verstaubte.