Rezension

Wie kommt man auf so eine Idee?!

Anonym - Ursula Poznanski, Arno Strobel

Anonym
von Ursula Poznanski Arno Strobel

Beeindruckend - von der Idee bis zur Umsetzung: fast perfekt!

Buchtitel: Anonym
Autor: Ursula Poznanski, Arno Strobel
Seitenanzahl: 384
Verlag: ROWOHLT Wunderlich, 21.09.2016
Genre: Krimi und Thriller

Inhalt:

In Raum Hamburg wird gemordet. Hierbei hat ein jeder Mensch auf der Welt die Chance zu bestimmen, wer seinen Löffel abgeben muss: Das Forum Morituri fordert User dazu auf, für vorgeschlagene Kandidaten zu wählen. Dem Gewinner winkt der Tod. Verzweifelt versucht die Polizei, allen voran Kommissar Buchholz und seine Kollegin Salomon, dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Ein Wettrennen mit der Zeit beginnt, denn die nächsten Wahlen stehen an.

Meinung:

Schon allein beim Schreiben der Inhaltsangabe hat mich mehr als nur einmal der Gedanken ereilt, wie das Autorenpaar denn auf so eine absurde Idee kommt und wie sie es schaffen, diese so realistisch erzählen. Es ist unglaublich.

Das Cover gefällt mir sehr gut, es ist nicht zu düster, farblich eher eintönig gehalten, aber dafür mit so vielen Nuancen, dass es schon wieder interessant wirkt. Meines Erachtens spiegelt das Cover sowie der Titel die Atmosphäre der Geschichte äußerst treffend wider.

Die Geschichte beginnt recht schnell mit einem Mord. Die Charaktere werden sehr schnell vorgestellt, insgesamt fühlte sich die Einleitung sehr knapp an, der Leser wird sogleich zu Anfang in die Handlung gesogen.

Die Ermittler sind verzweifelt, ganz Hamburg und die Welt schaut zu. Die Spannung und die Verzweiflung ist für den Leser sogar fast mit den Händen greifbar. Dem Autorenpaar ist es sehr gut gelungen, den Spannungsbogen so zu gestalten, dass der Leser kaum das Buch weglegen kann. Ich hätte am liebsten meine Fingernägel zerkaut, aber zum Glück habe ich diese Angewohnheit nicht.

Die Idee ist absurd, verrückt, originell und  atemberaubend gut. Das ganze Konzept finde ich umwerfend, denn wie kommt man so auf eine verrückte Idee und kann diese auch noch in eine Geschichte verpacken, die ziemlich realistisch wirkt.

Die Charakter und die Charakterentwicklungen sind gut herausgearbeitet. Sowohl Daniel, als auch Nina sind glaubwürdig herübergekommen. Nur Trajan war mir zu geheimnisvoll und bis zum Schluss hatte ich immer noch so einige Fragezeichen in meinen Gedanken bezüglich diesem geheimnisvollen Mörder.

Der Plot war spannend und überraschend mit einigen für mich vorhersehbaren Wendungen, z.B. wer hinter Trajan steckt. Es war nicht allzu offensichtlich, aber da ich schon einige Romane von Frau Poznanski gelesen habe, vermutete ich bereits den Täter unter bekannten Gesichtern.

Meine einzigen Kritikpunkte sind folgende:

Die Hauptprotagonistin Nina Salomon fand ich sehr unsympathisch. Auch wenn durch ihre Handlungsweise die Ermittlungen letzten Endes sehr große Fortschritte gemacht haben, konnte ich mich mit ihrer Arbeitsweise nicht anfreunden. Aufmüpfig, Regeln missachtend, unhöflich und misstrauisch - so erscheint sie mir in der Hälfte der Geschichte. Sie hatte meine Nerven sehr viel strapaziert.

Der zweite Kritikpunkt betrifft die Erzählperspektive. Nina und Daniel wechseln sich dabei ab - die Ich-Perspektive wird verwendet. Doch bestimmt habe ich bei 30% der Kapitel erstmal die Erzähl-Person verwechselt, weil ich die Protagonisten nicht so gut kannte, dass ich ihre Erzählungen gleich auseinanderhalten konnte und das Autorenpaar auch leider keine Hilfestellung leistet, dass der Leser gleich weiß, in wessen Kopf er eigentlich steckt. Wie viel unkomplizierter wäre es, wenn gleich zu Anfang des Kapitels die Erzählsicht, z.B. als Titel der Name der Erzählperson, erwähnt wird. Das hätte mir viel Verwirrung erspart, denn nicht immer achte ich darauf, wer eigentlich mit dem Erzählen dran ist.

Trotzdem hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, doch aufgrund der Kritikpunkte muss ich leider einen Stern abziehen. 4 Sterne für diese geniale Geschichte mit kleinen Schwächen.