Rezension

Wie kommt so viel Böses in die Welt?

Die Kinder des Borgo Vecchio - Giosuè Calaciura

Die Kinder des Borgo Vecchio
von Giosuè Calaciura

Bewertet mit 3 Sternen

In Giosuè Calaciuras Roman “Die Kinder des Borgo Vecchio“ geht es um drei Kinder, die im Armenviertel von Palermo aufwachsen. Alle drei leben in - wir würden sagen - prekären Verhältnissen. Mimmos Vater, der Fleischer, betrügt seine Kunden mit einer präparierten Waage, Cristofaros Vater schlägt seinen Sohn allabendlich grün und blau, und Celestes Mutter arbeitet als Prostituierte. Während sie ihre Kunden bedient, muss ihre Tochter auf dem Balkon ausharren. Die Kinder überleben in einer brutalen Welt und haben entgegen aller Wahrscheinlichkeit noch Träume. Ihr Idol ist ausgerechnet der Kriminelle Totò, für sie ein Held mit einer beeindruckenden Waffe. Tatsächlich sind diese Menschen aber genauso ausgegrenzt und chancenlos wie z.B. die Bewohner der Pariser Banlieues. Für den Leser ist deutlich, dass alle Versuche, in ein besseres Leben zu entkommen, von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Der kurze Roman zeigt eine brutale Welt voller Grausamkeiten gegenüber Mensch und Tier. In starkem Gegensatz dazu steht die oft sehr poetische Sprache. Fantasie und Traum haben ihren Platz, aber die Realität ist stärker. Damit enthält der preisgekrönte Roman auch eine gute Portion Sozialkritik. Das Buch ist gut, aber begeistert hat es mich nicht. Dafür ist es inhaltlich zu harte Kost.