Rezension

Wie man sich selbst neu erfindet

All About a Girl
von Caitlin Moran

Johanna Morrigan lebt mit ihren Eltern und Geschwistern im heruntergekommenen Wolverhampton wo die Zukunftsaussichten eher schlecht ausssehen für junge 14-jährige. Sie ist ungeküsst, übergewichtig, sprachgewandt und wird seit die Zwillinge ihrer Mutter da sind auch noch für deren Mutter gehalten. Als die Sozialleistungen (nicht ganz ohne Johanna´s Verschulden) gekürzt werden sollen, möchte sie endlich ihr Leben ändern und etwas zur Familie beitragen. Aber wie?
Natürlich ich erfinde mich neu, mache etwas aus meiner Sprachfähigkeit und werde Musikjournalistin. Und von da an starten wir durch mit Dolly Wilde in das London der 90er Jahre mit viel Sarkasmus, ein bisschen Naivität und vor allem sehr alkoholisierten, freizügigen Partynächten ;)

Alles wird mit ganz viel britischer Musik der 90er begeleitet (am Ende des Buches auch mit einer Playlist abgedruckt) in der man schweben kann, ein bisschen emotional ist oder die auch komplett verrissen wird. Vor allem sieht man viel Umbruch. Bei Johanna selbst absolut in das Thema Sex zentriert. Sie lässt sich zu einem Objekt machen, will jedoch eigentlich die Liebe finden, redet offen über Masturbation aber auch über Gefühle die miteinhergehen. Selten hat man diesen Blickwinkel so offen von einer jungen Dame gelesen. Der auch ein bisschen schockiert, aber irgendwie auch befreit und stark wirkt. Eine Stärke, die sie nicht genug nutzt. Denn Johanna redet bzw. schreibt viel, tut aber sehr sehr wenig bis kurz vor Schluss.

Johannas Familie wird zwar stark überzeichnet, aber nicht dass sie einem Leid tut sondern eher mit Witz und einer etwas anderen Liebe. Das jedoch hat bei mir auch zu einem Bruch geführt, ich fand bei den Charakteren keinen richtigen Zugang und habe das Buch zwar als unterhaltsam empfunden, aber der Sog hat gefehlt. Zum Schluss wundert man sich dennoch, wie wohl alles weitergeht?
Ab da denke ich hat es mich wohl doch ein bisschen getroffen.

Fazit:
Wer Musik mag und Coming to Age Bücher verschlingt, ist hier gut aufgehoben. Das Buch ist etwas anders, ein ganz anderer Blickwinkel und eine wirklich rasante Zeit im London der 90er. Ich gebe 3.5 von 5 Sternen.