Rezension

Wie Mode Grenzen sprengt

Auf Freiheit zugeschnitten - Margret Greiner

Auf Freiheit zugeschnitten
von Margret Greiner

Bewertet mit 4 Sternen

Emilie Flöge war eine Modeschöpferin, die um die Jahrhundertwende herum die Reformmode in Wien etabliert hat, eine Mode, die mit allen Traditionen brach, das Korsett verdammte, beweisen wollte, dass Bequemlichkeit und Attraktivität vereinbar sind und damit ganz neue Wege beschritt.

Dieses Buch erzählt ihre Geschichte, die untrennbar mit der Geschichte von Gustav Klimt verbunden ist und somit auch seine Geschichte erzählt.
Es war die Zeit, in der der Jugendstil erfunden wurde, der Künstler aller Sparten mitriss. Weg mit dem Biedermeierplüsch, klare Formen, neue Wege, Freiheit.
„Und wenn Emilie die Schere an den Stoff anlegte, sagte sie: "Jetzt schneiden wir auf Freiheit zu."
Emilie Flöge und Gustav Klimt haben diese Kunstströmung mit geprägt, eine Idee, die viele begeisterte, die aber auch auf Unverständnis stieß.

Mit sehr gewählter, authentischer Sprache, vielen Zitaten, Auszügen aus Briefen und sogar Fotos lässt uns Margret Greiner in die wiener Boheme abtauchen. Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Gustav Mahler, viele berühmte Künstler waren dort unterwegs. Aber vorrangig steht natürlich Klimt im Fokus. Man lernt ihn sehr gut kennen, einen bärbeißigen, wortkargen Individualisten, der sich nichts vorschreiben ließ, viele Frauen liebte und geniale Bilder malte.
Bisweilen überschattet hier sein Werk sogar ein wenig Emilies Wirken. Aber das war wohl auch in der Realität ihr Problem. Es ist schwer, an der Seite eines berühmten Künstlers als eigenständige Künstlerin wahrgenommen zu werden, noch dazu in einer Zeit, in der Frauen üblicherweise nur Anhängsel großer Männer sind.

Ich habe dieses Buch mit großem Vergnügen gelesen. Es bringt einem kurzweilig ein spannendes Stück Kunstgeschichte nahe.