Rezension

Wie plötzlich die Sympathie flöten geht

Unravel Me - Tahereh Mafi

Unravel Me
von Tahereh Mafi

Cover:
Ich liebe dieses Cover. Es ist so wunderschön. Und so toll. Und so hach.

Meinung:
Ich hatte mir das Buch ja schon vor einem Jahr bestellt, weil ich es nicht mehr erwarten konnte, dann aber doch auf den dritten Band gewartet habe und nun die Reihe in einem Rutsch gelesen.
Juliette, Adam, James und Kenji befinden sich in Omega Point, wo sie erfahren, dass sie nicht die einzigen sind, die besondere Fähigkeiten haben. Endlich haben sie ein Zuhause, wo sie sein können, wer sie sind. Jedoch müssen sie hart trainieren, um gegen eventuelle Übergriffe gewappnet zu sein und dann erfährt Juliette etwas über Adam, was alles zu zerstören droht, wofür sie gekämpft hat.
Auf der einen Seite fand ich das Buch wirklich gut, auf der anderen aber leider nur mittelmäßig.
Fangen wir mal mit dem eher nicht so tollen Part an: Juliette und Adam. Man, haben die mich aufgeregt. Ich möchte den Grund dafür nicht nennen, weil es ein sehr cooler Moment war, auf den ich später kurz zurückkommen werde, aber die beiden haben ihre Differenzen. Diese Streits werden aber nicht ruhig geklärt, sondern sie schreien sich des Öfteren vor versammelter Mannschaft an und fallen übereinander her, weil irgendwas nicht so ist, wie sie wollen.
Ich mochte Juliette sehr. Es wird aber klar, dass sie sich verändert hat. Dass die Erlebnisse sie verändert haben, damit kommt Adam nicht klar und ich auch nicht. Juliette wird auf einmal sehr zickig, weil sie merkt, wozu sie fähig ist und hat nichts mehr mit der grauen Maus gemeinsam, die sich allem fügt. Sie ist plötzlich sehr arrogant geworden und das bekommt Adam zu spüren. Das hat mich irre gemacht, weil ich Juliette noch immer mögen möchte, aber sie mir teilweise echt zu viel wurde.
Genauso Adam. Er war immer ruhig und besonnen, so rational denkend und dabei emotional und liebevoll. Jetzt ist er nur noch sauer, in sich gekehrt, teilnahmslos und streitsüchtig. Ich habe ihn nicht mehr wieder erkannt und mich gefragt, was ich an ihm gefunden habe. Ehrlich gesagt bin ich deswegen ein bisschen sauer auf Tahereh Mafi.
Diese Teile nehmen sehr viel Raum in der Geschichte ein und das fand ich langweilig. Die Handlung bewegt sich nicht vorwärts und die Figuren verwandeln sich in zickige Teenager, die ihr Liebesleben vor allen ausdiskutieren müssen.
Mir fehlen nach wie vor Erklärungen. Wie kam es dazu, dass Juliette diese Fähigkeit hat? „Gene“ ist für mich keine ausreichende Antwort. Denn wie kommt es dazu, dass so viele der anderen auch „Gene“ haben, die verschiedene besondere Fähigkeiten haben? Wie kam es dazu, dass das Reestablishment die Macht an sich reißen konnte?
Man erfährt SO wenig von der Außenwelt. Man hockt immer nur in irgendwelchen Bunkern rum und weiß gar nicht, was in dieser so anderen Welt passiert. Wie sieht es aus? Wodurch kam es so? Wie leben andere Menschen?
Ich habe leider die Befürchtung, dass ich nie Antworten auf diese Fragen erhalte, aber ich warte ab…
Kommen wir nun zu den Dingen, die mir gut gefallen haben: Der Schreibstil. Ich bin Fan von Tahereh Mafis Schreibstil. Und wie. Diese einzigartige Aneinanderreihung von Wörtern, von Buchstaben, die so wunderbare Bilder in meinem Kopf erzeugen, das ist einzigartig. Deshalb empfehle ich jedem, die Bücher auf Englisch zu lesen, weil das sprachliche Kunst ist, von der man als Nicht-Muttersprachler eine Menge lernen kann.
Die Art, wie sie optisch inhaltliche Dinge verstärkt, empfand ich ebenfalls als gut gelungen.
Außerdem waren zwei Momente in dem Buch enthalten, die mich sprachlos gemacht haben. Einmal die Erkenntnis in Bezug auf Adam und dann in Bezug auf Adams Vergangenheit. Das hätte ich nie, nie, nie, niemals so erwartet und das war gut! Das facht die Handlung an und lässt sehr viel Spielraum für Band drei und ich kann es kaum erwarten, wie sich diese Dinge auflösen und wie die Personen darauf reagieren.
Das Highlight des Buches ist Warner. Man erfährt viel über ihn, seine Art zu denken und seine Vergangenheit (etwas, was ich in Destroy me ja bemängelt habe). Er wird für mich zu der realistischsten Figur von allen, weil er über so eine breit gefächerte und tiefgreifende Persönlichkeit verfügt. Wie normale Menschen eben auch. Immer wieder überrascht er den Leser mit neuen Dingen und das war spannend. Spannender als die Streithähne.
Die Ausbildung der Menschen in Omega Point ist gut gelungen, hätte aber meiner Meinung nach mehr beschrieben werden müssen, um eben einige Fragen von oben beantworten zu können. Das hätte mich zumindest tausend Mal mehr interessiert als die Liebesgeschichten von Juliette und Adam. Wenigstens hat Kenji die sehr lustig kommentiert.

Fazit:
Ich bin zwiegespalten. Das Buch birgt einige sehr spannende Erkenntnisse, die die Handlung vorantreiben und spannend machen. Dabei bleiben aber zu viele Fragen offen und die Figuren sind vom Rest der Welt zu abgeschottet, was unrealistisch wirkt. Langweilig sind die ellenlangen Liebesdiskussionen zwischen Juliette und Adam, die auch Sympathiepunkte einbüßen. Warner ist mein Held, weil er der einzige ist, der normal zu sein scheint. Ich bin SEHR gespannt, wie das alles in Band 3 enden wird.