Rezension

Wie sagt man ich liebe dich? In der Frage steckt die Antwort! Saperlotte!

Wie sagt man ich liebe dich - Claudia Winter

Wie sagt man ich liebe dich
von Claudia Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Wie sagt man ich liebe dich? In der Frage steckt die Antwort! Saperlotte!

 

Meine Meinung

Wie sagt man ich liebe dich? In der Frage steckt die Antwort! Saperlotte!

Maelys Durant ist gehörlos. Die talentierte Malerin lebt mit ihrer Tante Valérie seit 2 Jahren in einer kleinen Wohnung in Paris. Da die Tante nicht mehr arbeiten kann, verdient Maelys Geld in einem Imbiss. Ihr Chef dort ist ihr sehr zugetan. Er weiß ihren Fleiß zu schätzen und hofft, dass sie ihr Kunststudium irgendwann fortführt. Nebenbei porträtiert sie jeden Nachmittag Touristen auf dem Montmartre. Irgendwie müssen schließlich die Mietschulden bezahlt werden.

Valérie ist eine betagte Dame, die das Herz auf der Zunge trägt. Die unkonventionelle Französin weiß nicht, dass ihre Nichte das Kunststudium im Moment auf Eis gelegt hat. Sie kann mit ihrem verletzten Arm im Moment nichts zum Lebensunterhalt beitragen. Valérie trägt eine Fassade. Mit ihrer Schroffheit verbirgt sie ihre verwundete Seele.

Eduardo de Alvarenga tätigt Weihnachtseinkäufe in Paris. Der 74 jährige Portugiese hat sich etwas zuviel zugemutet, mit einer Wanderung zum höchsten Hügel von Paris. An der Place du Tetre verschnauft er in einer Brasserie. Schwelgt in Erinnerungen. Da entdeckt er eine junge Frau im senfgelben Mantel. Eine Frau, die aussieht wie seine große Liebe. Damals. Vor über 50 Jahren. Hier in Paris. Er läuft ihr hinterher. Ruft nach ihr. Sie reagiert nicht.

António Alvarenga führt in Lissabon das Hotel seines Großvaters Eduardo weiter. Ihm gefällt das Erbe nicht. Vielmehr würde ihm eine kleines Speiselokal zusagen. Er erhält von Eduardo einen sonderbaren Auftrag. Anhand einer alten Fotografie soll er in Paris ein Mädchen ausfindig machen. Sie soll Eduardo porträtieren. Wie bringt man eine wildfremde Frau dazu nach Lissabon zu reisen?

Ich habe mich in dieser Geschichte von Anfang an wohl gefühlt. Maelys ist mir sofort ans Herz gewachsen. Die gehörlose Frau versteht keinen Sarkasmus. Weiß oftmals die Sprache der Hörenden nicht richtig zu deuten. Sie zeigt ihre Gefühle und redet stets tacheles. Warum drumherum reden? Ihr sperriges Lachen berührt. Vor allem António Alvarenga  kann sich ihrem ganz eigenen Charme nicht entziehen. Maelys nimmt Antónios großzügiges Angebot an. Sie reist mit ihrer Tante nach Lissabon. Auf dem Anwesen der Alvarengas werden sie erst mal nicht von Eduardo willkommen geheißen.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. In den 60igern erfahren wir viel über die mutige Valérie. Mit einem Puppenkoffer ihrer Schwester verlässt sie ihr Elternhaus in der Bretagne, um in Paris ihre Träume zu verwirklichen. Sie arbeitet in einem Hotel. Findet Freunde und ihre ganz große Liebe.

 

>>Ich verspreche dir nicht, dass du den Rest deines Lebens glücklich sein wirst, querida<<, sagte er leise. >>Aber ich könnte deine Hand halten, wenn du traurig bist.<< (Pos.2824)

 

2019 erleben wir Valérie und Maelys in Portugal. António versteht seinen Großvater nicht mehr. Da musste er die junge Französin nach Lissabon bringen und nun weigert sich der alte Mann die Damen zu empfangen. Maelys versteht ihre Tante auch nicht mehr. Was hat sie gegen Portugiesen? Valérie lässt Maelys ihre Clairefontaine-Notizhefte lesen. Maelys lernt nun das Leben ihrer Tante kennen und erkennt viele Parallelen zu ihrem eigenen.

Mit jedem Wort spürt man das Herzblut, das die Autorin in die Geschichte gesteckt hat. Liebevoll ausgearbeitete Details lassen den Leser Paris und Lissabon erleben. Die Hauptprotagonisten konnte ich mir bildlich vorstellen. Auch die Nebencharaktere haben ihren ganz eigenen Charme. Diese Familiengeschichte wärmt das Herz. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Wollte die Geheimnisse lüften, die die beiden Familien miteinander verbinden. Konnte nicht verstehen, warum nicht mehr miteinander gesprochen wurde. Hab mir die Haare gerauft, ob der vielen Missverständnisse. Habe erkannt, dass eine gehörlose Frau kommunikativer sein kann, als sämtliche Hörende. Maerlys Ehrlichkeit fand ich einfach nur umwerfend. Sie hat mir so manches mal ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Diese Direktheit hat vor allem António verzaubert.

 

Werde ich mich je an ihre Direktheit gewöhnen? Oder an all die Besonderheiten, die mit der Gehörlosigkeit verbunden sind? (António, Pos. 3961)

 

Ich bin guter Hoffnung, dass António damit klar kommt. Ich hoffe es zumindest ......

Fazit

Dies ist nicht der erste Roman, den ich von Claudia Winter gelesen habe. Glückssterne ist bisher mein absolutes Lieblingsbuch von ihr gewesen. Nun haben die Glückssterne ein Schwesterchen bekommen. Wie sagt man ich liebe dich?

Eine berührende Hauptprotagonistin bringt uns gehörlose Menschen ein ganzes Stück näher. Ja oder nein. Die Zwischentöne gibt es für Maerlys nicht. Direktheit ist angesagt. Eine Direktheit, die bei hörenden Menschen viele Missverständnisse verhindern würde. Im Dschungel der Familienromane ist *Wie sagt man ich liebe dich* ein ganz besonderer Schatz, der in keinem Bücherregal fehlen sollte. Das Nachwort ist sehr empfehlenswert. Die Rezepte im Anhang lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Danke Claudia Winter. Ich habe jedes Wort genossen.