Rezension

Wie sieht unsere nahe Zukunft wohl aus?

New York 2140 - Kim Stanley Robinson

New York 2140
von Kim Stanley Robinson

Bewertet mit 5 Sternen

New York im Jahr 2140, die Klimakatastrophe hat voll zugeschlagen und weltweit stehen die Küstenstädte nach zwei großen Flutwellen unter Wasser. Manche Orte existieren nicht mehr, Flüchtlingsströme ziehen ins Landesinnere, aber New Yorks widerstandsfähigste Wolkenkratzer haben sich zu kleinen eigenständigen Wohninseln verpuppt, mit Bootshäusern in den überfluteten Stockwerken, Farmetagen in den oberen Bereichen und Luftschiffanlegern auf dem Dächern.

Die illustren Bewohner einer dieser Giganten, dem Met (Metropolitan Life Tower) erzählen uns von ihrem Zusammenleben, von ihren neuen Aufgaben innerhalb dieser Gemeinschaft und den folgenden Ereignissen. Da gibt es den "Hausmeister", der die offensichtlich manipulierten Lecks in der Abdichtung des Fundaments entdeckt, die beiden Programmierer, die irgendwelche dunklen Machenschaften mit ihren gehackten Programmen aufdecken wollen und plötzlich entführt werden, die beiden "Wasserratten", Kinder, die obdachlos unter dem Bootsanleger ihr Lager aufgeschlagen haben, Charlotte, die Frau, die den Zuzug im Haus überwacht und regelt und ein paar andere mehr.
Einer der Erzähler ist auch "ein Bürger", namentlich nicht weiter definiert, der aber aus dem Off sehr interessante Details zu New Yorks Geschichte und Architketur beisteuert und auch scharfzüngig wird, wenn er von den finanziellen Machenschaften der Profiteure dieser Apokalypse berichtet.

Es melden sich also ein paar Leute zu Wort, aber alle Stränge sind, fein säuberlich durch die Namen der Protagonisten als Titel, getrennt und man fiebert wirklich mit allen mit. Selbst mit Amelia, die in ihrem Luftschiff umherschweift, sich öfter mal nackig macht, Polarbären rettet und alles in der digitalen Welt mit ihren Followern teilt, hat man fast Mitleid, wenn sie sich mal wieder naiv ins Abenteuer gestürzt hat und sich in lebensgefährliche Lagen begibt.

All diese Leute treffen spätestens im Met aufeinander, als sich am Horizont das nächste Unwetter anbahnt.

Dieser 800-Seiten-Roman hat es in sich! Er deckt (fast) alle Aspekte ab, die das Zusammenspiel einer spannenden Geschichte mit Zukunftsaussicht ausmachen: Hintergründe, technische Details, menschliche Eigenheiten der Personen und Realitätsnähe, mit einem ordentliche Schuss Kritik an der Finanzwelt.

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 23. September 2018 um 16:36

und es REGNET gerade. Unser Tower ist aber noch nicht fertig!

Waren 800 Seiten eher zu lang, so eine Spur, oder zu kurz, auch so eine Spur?

Emswashed kommentierte am 23. September 2018 um 19:14

Sie waren auf keiner Seite langweilig und ich hätte nichts gegen einen 800-seitigen Nachfolger!

wandagreen kommentierte am 23. September 2018 um 19:15

Gut, dann kommts auf die WuLi.