Rezension

Wie Topfschlagen im Minenfeld

Arschkarte
von Heiko Thieß

„Ich geb's auf. Euch Frauen Komplimente zu machen ist wirklich wie Topfschlagen im Minenfeld.“ - Seite 149

In diesem „Männerroman“ lernen wir den alleinstehenden Timo kennen, der vor 15 Monaten von seiner Freundin Lena verlassen wurde und seitdem völlig fertig ist. Denn Lena ist nur eine Tür weiter gezogen, zu seinem Nachbarn Frank, mit dem sie Timo betrogen hat. Es ist eine Zumutung, dass der unfreiwillige Junggeselle Timo die beiden nun Tag und Nacht hören und in all ihrer Verliebtheit erleben muss. Doch nun ist Schluss mit der Selbstmitleidigkeit. Timo will etwas ändern.- Er will sein Leben endlich wieder in die Hand nehmen und sich nicht immer die „Arschkarte“ zuspielen lassen.

Ich hatte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass dieser bekennende „Männerroman“, der erwartungsgemäß tieeeeeef in die Klischeekiste greift und über weite Teile auch beeindruckend flach gehalten ist, so lustig sein könnte.

Das Buch liest sich tatsächlich ohne größere Schwierigkeiten in Nullkommanichts, es unterhält mich als Leserin und es wartet mit so einigen wirklich guten Witzen auf. Auch die Entwicklung des Protagonisten Timo kommt nicht zu kurz, da dieser es endlich schafft, sich aus seiner Opferrolle heraus zu bewegen und aktiv sein Leben zu gestalten.

Einzig negativ aufgefallen ist mir der etwas zu kurz geratene Schluss, der der langen Vorgeschichte nicht so ganz gerecht wird und einen kleinen Bruch in die Situation hinein bringt. Das ist etwas schade, weil der Handlung dadurch etwas an Tiefe genommen wird, die potentiell noch möglich gewesen wäre.

Insgesamt muss ich jedoch sagen, dass mir „Arschkarte“ sehr viel besser gefallen hat als so mancher extrem platter Frauenroman a la Rosamunde Pilcher oder die möchtegern-superduper-witzigen Comedy-Romane von Tommy Jaud, deren einziges Ziel ist, einen unlustigen Brüller nach dem anderen rauszuhauen. In Heiko Thieß Debüt bekommen wir viel mehr als einfach nur lustig gewollte Klischeewitze über Männer und Frauen, wir bekommen eine anständige Handlung, einen anständig entwickelten Hauptcharakter, der sehr menschlich, authentisch und lebendig wirkt und wir bekommen ein Buch, das ich definitiv weiterempfehlen werde. Auf das nächste Werk des Autor bin ich schon sehr gespannt.