Rezension

Wie viel Einsamkeit kann ein Mensch ertragen?

Sehnsucht nach Mill River - Darcie Chan

Sehnsucht nach Mill River
von Darcie Chan

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem Mary Hayes in ihrer Jugend das Vertrauen in die Menschheit durch einem schrecklichen Übergriff verloren hat, leidet sie unter unsagbaren Panikattacken, sobald sie nur in die Nähe von fremden Menschen gerät. Als eines Tages der galante Patrick McAllister mit seinem Vater die kleine Pferdezucht der Familie in Mill River aufsucht, um dort einen Hengst zu kaufen, ist die junge Frau hin und hergerissen zwischen dem Wunsch, mit dem Harvard-Absolventen Kontakt aufzunehmen, und schüchtern davonzulaufen. Mit viel Geduld und Hingabe gelingt es Patrick das Vertrauen von Mary zu gewinnen und sie sogar zu heiraten. Dann fällt sein liebliches Äußeres in sich zusammen und stürzt seine Ehefrau in ein noch tieferes soziales Phobie-Loch als zuvor, das bis zuletzt nicht mehr zu bezwingen ist.

Die Autorin Darcie Chan schickt uns auf bezaubernde Weise in das verschneite und überaus friedliche Mill River der Gegenwart über das nun schon viele Jahre die mittlerweile 80-Jährige Witwe Mary (vom Krebs gezeichnet) aus ihrem Schlafzimmerfenster aus wacht und sich an der Lebhaftigkeit des kleinen Städtchens erfreut. Die einzige Person, die sie in ihre herrschaftliche Marmorvilla bittet, ist der Priester des Ortes mit dem sie ein sehr herzliches Verhältnis pflegt und uns damit zeigt, wie wahre Freundschaft tatsächlich funktioniert, obwohl die Probleme wie ein unüberbrückbarer Berg vor ihnen anwachsen.
Genau darin liegt nämlich auch die versteckte Botschaft in dem sehr märchenhaft anmutendem Plot, der speziell im Winter, wenn wir alle ein Stück zusammenrücken, das Herz erwärmen soll und die Liebe für unsere Mitmenschen neu entfachen wollen.
Dagegen stehen die vom Krieg geprägten Kapitel der Teenagerin wie ein Mahnmal für das, was die Tage des Terrors mit den eigentliche friedlichen Seelen anstellen und sie zu Monstern werden lassen.

„Sehnsucht nach Mill River“ weckt in den Lesern die Sehnsucht nach einer heilen Welt, die sich durch einen sehr schmeichelnden Schreibstil wie eine feine Decke über Wut, Trauer und andere negative Emotionen legt und damit hilft vor dem manchmal so konträren Alltag zu fliehen.