Rezension

Wie viel Platz ist im Krieg für den Glauben?

Signale an der Front - Richard Rommel

Signale an der Front
von Richard Rommel

Richard Rommel musste früh erwachsen werden, denn nach seinem Arbeitsdienst wurde er mit 19 Jahren direkt weiter in die Wehrmacht eingezogen und war sowohl an der West- wie an der Ostfront als Funker hautnah am Geschehen dabei.
Trotz seiner guten Leistungen und Auszeichnungen für seine Erfolge bleibt er dem Krieg, insbesondere dem Führer, kritisch gegenüber eingestellt. Er akzeptiert zwar seine Position, in der er zum Gehorsam verpflichtet wird, bleibt dabei aber immer ein nachdenklicher und fairer Soldat, der niemals sein Gewissen in den Bunkern zurücklässt, sondern verschont – sofern es geht – die vermeintlichen Feinde und setzt nur selten seine Waffe zum Töten ein, um dem Gebot der christlichen Nächstenliebe zu entsprechen.

Im Nachwort wird gesagt, dass Rommel das Tagebuch im Jahre 1987 für seine Enkel kürzt und leicht überarbeitet, was aber meiner Meinung nach gar nicht notwendig gewesen wäre, denn ein unverfälschter Blick auf die Ereignisse ist immer noch am besten und bedarf keiner nachträglichen Korrektur, zumal das fertige Buch mit nur 181 Seiten für meinen Geschmack gerne noch mehr Details offenbaren könnte.

Zahlreiche Bilder geben den Schreckensszenarien eine Stimme und besonders die Schneemassen im kalten Russland sehen regelrecht unwirklich aus, dabei war es ein Kampf ums nackte Überleben bei Minusgraden, auf den die deutsche Truppen nur mangelhaft vorbereitet waren. Diese Bilder könnten eigentlich schon für sich sprechen und sind für mich wichtige Zeitzeugenberichte der Nazi-Herrschaft.

Beim Lesen etwas negativ aufgefallen, sind mir die Abkürzungen seiner Kameraden („Freund M. vom Bibelkreis), dadurch konnte ich die unterschiedlichen Weggefährten nur schwer auseinanderhalten und sie blieben in ihrer Heldentaten zu anonym, was aber natürlich auch auf Wunsch der Angehörigen oder aus Rücksicht beabsichtigt sein könnte.

Insgesamt bin ich froh, dass Rommel und sein Sohn der Veröffentlichung dieses Tagebuchs zugestimmt haben, denn es ist sehr anschaulich und verdeutlicht, wie fatal manche zum Scheitern verurteilten Entscheidungen unter der Diktatur von Hitler waren, welche die tapferen Soldaten in ihr Unglück gestürzt haben. Dennoch haben die jungen Männer nie den Mut verloren, denn das Netzwerk der Christen und ihr Glaube an eine höhere Macht, sowie die Gastfreundschaft in den dunkelsten Stunden von Deutschland, waren ein Hoffnungsschimmer für den es sich zu kämpfen lohnte.
Richard Rommel hatte als Funker in seiner angesehenen Position nicht nur einmal wahnsinniges Glück, doch vielleicht war es seine vorherbestimmte Aufgabe mit z.B. den bewegenden Worten seines Weihnachtsgedichts von 1943 uns wieder das Grauen des Bösen zu lehren.