Rezension

Wie viele Menschenleben ist ein Notenblatt wert?

Das Haydn-Pentagramm - Anria Reicher

Das Haydn-Pentagramm
von Anria Reicher

Bewertet mit 2 Sternen

Manuel Maria Gomez ist ein weltweit erfolgreicher Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger, aber auch ein großer Kenner bzw. Mäzen der klassischen Musik. Seine ganz besondere Bewunderung gilt dem Komponisten Joseph Haydn.

Seit dem Tod Fidel Castros war er nicht mehr in Kuba, umso überraschter war er über die Einladung des engsten Vertrauten Castros, Alessandro Orlando, ihn zu einem Interview zu besuchen. Mit großen Erwartungen angereist, verlief das Interview selbst eher enttäuschend, aber bei der Verabschiedung drückte Orlando Gomez ein Kuvert in die Hand. Gomez kann sein Glück kaum fassen, ist er sich doch sicher, was sich in diesem Kuvert wertvolles befindet. Als er merkt, dass er beschattet wird, ist ihm klar, dass er sich dieses Kuverts bzw. des Inhaltes so schnell wie möglich entledigen muss – aber so, dass er zu einem späteren Zeitpunkt wieder darauf zurückgreifen kann.

Per Zufall sitzt im Flugzeug die berühmte Cellistin Estrella Pérez neben ihm, die am Vorabend ein Konzert in Havanna gegeben hat. Nachdem sie sich einige Zeit über ihr Lieblingsthema Musik unterhalten haben, übergibt er ihr das Kuvert und bittet sie darum, den Inhalt vertraulich zu behandeln.

Als Estrella später im Taxi sitzt, wirft sie einen kurzen Blick auf den Inhalt des Kuverts. Es handelt sich um ein Notenblatt, welches dem Aussehen nach sehr alt ist. Da es im Taxi dunkel ist, sie aber das Leselicht nicht einschalten möchte, kann sie nur die ersten Notenzeilen entziffern.

An diesem Tag passieren 2 Dinge: Manuel Maria Gomez wird in seiner Wohnung in Mexico City erschlagen, das Taxi in dem sich Estrella Pérez in Wien befindet, wird fast in einen Unfall verwickelt und bei dem Ausweichmanöver des Taxifahrers wird der Inhalt ihrer Tasche quer durchs Taxi geschleudert. Missmutig sammelt Estrella ihre Papiere ein um zu Hause feststellen zu müssen, dass gerade das Notenblatt, welches ihr Gomez zu treuen Händen übergeben hat, fehlt.

Estrella bittet ihren langjährigen Vertrauten Peter Cathem um Hilfe.

Während Estrella und Peter nach dem verschwundenen Notenblatt suchen, suchen andere wiederum nach Estrella, die sich nicht wissentlich in sehr großer Gefahr befindet.

Was hat es mit dem verschwundenen Notenblatt auf sich? Handelt es sich dabei tatsächlich um eine handschriftliche Aufzeichnung des lange verstorbenen Komponisten Joseph Haydn?

„Das Haydn Pentagramm“ ist ein Thriller der österreichischen Autorin Anria Reicher. Ihr Vater war 30 Jahre lang Intendant der Internationalen Haydn-Festspiele im Burgenland, die Autorin kennt sich also aus auf dem Gebiet der Musik des schon lange verstorbenen Komponisten Joseph Haydn.

Das Buch ist in 11 Kapitel eingeteilt, jedes Kapitel steht für einen Wochentag – begonnen am Freitag in der Woche vor Ostern. Es folgen die Kapitel für die Tage Samstag, Palmsonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersamstag und Ostersonntag, dann gibt es einen Sprung über eine Woche hinweg, bis zum Barmherzigkeitssonntag.

Die Geschichte wird von einem unbeteiligten Dritten erzählt und sie ist auf mehrere Handlungsstränge aufgeteilt, die sich irgendwann zusammenfügen. Zum einen erfahren wir die Geschichte aus der Sicht von Estrella in Wien, aus der Sicht von Comisario Paco Ramírez, der in Mexico City den Mord an Gomez aufklären soll und zu guter Letzt aus Sicht eines Geheimbundes bzw. einiger Mitglieder, die dieses Notenblatt um jeden Preis in ihren Besitz bringen wollen.

Ein klein wenig erinnerte mich schon der Inhalt des Klappentextes an die Thriller des amerikanischen Thriller-Autors Dan Brown. Dan Brown schaffte es regelmäßig, mich mit seinen Geschichten um irgendwelche Geheimbünde zu verwirren. Anria Reicher kann das tatsächlich noch toppen, denn hier geht es nicht nur um die Illuminaten sondern auch um die Freimaurer und die Orphiker, die sich aus den Illuminaten gebildet haben. Die Orphiker selbst sind unterteilt in „Die Freunde der Seele“ und diejengen, die an das Phi glauben und diejenigen, die an das Psi glauben ……. ich habe leider den Überblick verloren.

Keiner der Protagonisten ist mir wirklich sympathisch, obwohl die Charaktere realistisch gezeichnet sind. Sowohl bei Estrella und Peter, als auch bei Comisario Ramírez und Gabriela werden die sexuellen Beziehungen manchmal zu sehr herausgestellt und überlagern die Geschichte, die sich um die Suche des Notenblattes dreht.

Durch die Vielzahl an Personen, die Estrella auf der Spur sind, ist meiner Meinung nach die Spannung auf der Strecke geblieben. Bis zum Schluss weiß man eher nicht, zu welcher Gruppierung die einzelnen Verfolger gehören. Die Geschichte las sich streckenweise etwas zäh und wäre Estrella etwas zugestoßen, dann hätte ich das hingenommen, denn ich war mit ihr überhaupt nicht verbunden.

Es werden einige Daten und Lebensstationen von Joseph Haydn in die Geschichte eingeflochten, die für Liebhaber der klassischen Musik durchaus interessant sein können.

Auf den letzten Seiten des Buches, die dann die kompletten Zusammenhänge offenbaren, zeigt sich wieder einmal, dass fast jeder Mensch seinen Preis hat. Auch wenn der Roman Fiktion ist, gibt es doch reale Ereignisse und Personen, die von der Autorin als Vorlage zu ihrer Geschichte genutzt wurden.

Ich hätte mich gefreut, mal wieder einen rasanten Thriller mit Verschwörungstheorien zu lesen, leider konnte mich das Buch aber überhaupt nicht überzeugen.