Rezension

Wie weit darf die Liebe einer Mutter gehen?

Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt 01.
von Nicola Yoon

Das Buch ist super aufgebaut. Die Kapitel sind kurz und prägnant. Die schönen Zeichnungen, Projekte, Tagesabläufe etc. machen die Geschichte lebendig. Ich bin sehr gut in die Geschichte eingestiegen, durch den lockeren und flüssigen Schreibstil konnte ich direkt in die Geschichte eintauchen. Ich hatte meine wahre Freude daran, zu erleben, wie die Hauptprotagonistin Madeleine oder kurz Maddy von Seite zu Seite erwachsener wurde. Maddy wächst in unglaublich behüteten Lebensverhältnissen auf ... sie hat nur ihre Mutter, eine Ärztin, und die von ihrer Mutter eingestellte Krankenschwester Carla, die im Laufe der Jahre auch zu ihrer besten Freundin und Vertrauten wurde. Maddy ist sehr krank, deshalb lebt sie abgeschottet von der Außenwelt in einem hermetisch abgeriegelten Haus. Alles ist rein und weiß, um nicht zu sagen steril. Die Außenwelt sieht sie nur durch ihr Fenster, nicht mehr und nicht weniger. Alles, was sie von der Welt weiß, hat sie in Büchern gelesen. Sie liest sehr viel, manche Bücher liest sie auch mehrmals. In das Nachbarhaus zieht eine neue Familie ... Vater, Mutter, Kara und OLLY. Maddy und Olly freunden sich an und ja, natürlich verlieben sie sich ineinander. Es ist schwierig für beide zu einander zu finden, den Maddy darf keinen Besuch empfangen. Maddy und Olly sind komplett unterschiedlich ... Gegensätze ziehen sich an - Buchnerd trifft auf Extremsportler oder weiß trifft auf schwarz ;)

Ich war glücklich, bevor ich ihm begegnet bin. Aber jetzt bin ich lebendig und das ist etwas ganz besonderes. (S. 199)

Maddys Mutter bekommt heraus, dass Carla den beiden persönliche Treffen im Haus ermöglicht hat. In ihrem Beschützerwahn blieb der Mutter nichts anderes übrig als Carla zu kündigen. Maddy bekommt eine neue Krankenschwester, die sie wie folgt akzeptiert:

Schwester Biestig und ich finden zwangsweise zu einer gewissen Routine, bei der ich so tue, als gäbe es sie gar nicht und sie mir immer mehr von ihren widerlichen Post-ist hinterlässt, um zu beweisen, dass sie doch existiert. (S. 170)

Es bleibt nicht aus, Maddy riskiert etwas. Sie möchte nicht mehr nur glücklich sein, nein sie möchte Leben.

Seit Olly in mein Leben getreten ist, gab es zwei Maddys: die eine, deren Leben nur aus Büchern besteht und die nicht sterben will, und die andere, die lebt und der Meinung ist, das der Tod der günstigste Preis dafür sein dürfte. (S. 183)

Dann die große Wendung. Maddy findet die Wahrheit heraus, die ganze erdrückende und doch für ihr Leben wichtige Wahrheit. Alles ändert sich. Und es bleibt nur noch die Frage, inwieweit darf die Liebe eine Mutter gehen? Kann Maddy nun endlich das Leben leben, dass sie sich so sehr erträumt hat? Wird Maddy ihren Weg finden?

"Siehst du, da ist das Lächeln wieder." Sie tätschelt mein Bein. "Das Leben ist hart, Liebes. Aber jeder findet seinen Weg." (S. 43)

Fazit:
Ein Jugendbuch, das mit viel Liebe und Herzblut geschrieben ist. Die vielen schönen bildlichen Details und die trotz des traurigen und ernsten Themas auch humorvollen Dialoge, machen diese Geschichte lebendig. Ich fand es toll zu erleben, wie Maddy sich in der Geschichte weiter entwickelte und im Laufe immer bunter und lebendiger wurde. Und ja ich habe auch geweint und mit ihr gelitten. Es ist eine Geschichte, die definitiv zum Nachdenken anregt und kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen.