Rezension

wie weit geht Geldgier?

Webers Kinder - Michael Giezek

Webers Kinder
von Michael Giezek

Bewertet mit 4 Sternen

„...Wie sollte man denn vernünftig recherchieren können, wenn das System innerhalb kurzer Zeit wichtige Daten löschte? Die Arbeit wurde unnötig erschwert und die Täter hatten dadurch einen großen Vorteil und Zeitvorsprung...“

 

Marc-Andrè Weber ist Kriminalkommissar in Ostfalen – Lippe. Er ist auf Betrug spezialisiert Momentan recherchiert er wegen Manipulationen an Autos. Dann aber ist sein Hauptverdächtiger tot. Deshalb arbeitet Weber nun mit der Mordkommission zusammen.

Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen.

Das Besondere daran ist, dass ich die Täter von Anfang an kenne. Schon auf den ersten Seiten erhalte ich einen Einblick in das organisierte Verbrechen. Zwar wurde von Georg Renner, dem Chef des Ganzen, eine seriöse Firma gegründet. Die aber ist nur das Aushängeschild. Im Hintergrund laufen Geschäfte mit Schrottwagen und Drogen. Und dann hat Renner eine neue Geldquelle entdeckt. Sie soll den Gewinn maximieren. Minderjährige Flüchtlingskinder werden an ein betuchtes Klientel verschachert. Da allerdings regt sich bei einem seiner Mitarbeiter das Gewissen.

Die Firma ist geschickt aufgestellt. Renner allein hat das Sagen. Die Mitarbeiter in der Chefetage sind jeweils für ein spezielles Aufgabenfeld verantwortlich. Misserfolge sind lebensgefährlich. Versuche, Renner zu hintergehen, ebenfalls.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist über weite Strecken sachlich, unterstützt aber auch fesselnde Handlungsabläufe.

Ab und an lockern humorvolle oder ironische Bemerkungen die Geschichte auf. Das kann durchaus auch in Verhören passieren, wie das folgende Beispiel zeigt:

 

„...Ich kenne mich zwar nicht so gut mit der Reparatur von PKW aus wie Sie, aber ich denke doch, PKW werden immer noch mit Werkzeugen repariert und nicht mit dem Laptop...“

 

Die Personen werden gut charakterisiert. Weber nimmt seinen Beruf ernst. Er geht sehr logisch vor. Nebenbei hat er noch Zeit für die Familie. Die braucht er vor allem für den jüngsten Sohn, der am Down-Syndrom leidet. Für seine Geburt haben sich die Eltern bewusst entscheiden. In Stresssituation kann Weber aber auch manchmal ganz schön ausrasten. Bisher akzeptiert seine Frau die unregelmäßigen Arbeitszeiten, wenn auch manchmal zähneknirschend, wie man sprichwörtlich sagt. Sie weiß allerdings, dass sie sich im Notfall auf ihren Mann verlassen kann.

Bei der Mordkommission arbeitet Weber mit Laschek zusammen. Die beiden bilden ein gutes Team. Laschek wird wegen seiner Wohnadresse manchmal etwas kritisch beäugt. Doch das nimmt der mit Humor.

Bei den Ermittlungen kommen die Kriminalisten Renner gefährlich nahe. Der reagiert schnell und brutal. Menschenleben spielen keine Rolle. Natürlich macht er sich nicht selbst die Hände schmutzig. Dafür hat er seine Leute, die auch gewisse Phantasien ausleben dürfen.

Der Krimi hat mir sehr gut gefallen, auch wenn am Ende nicht jede Frage beantwortet wird.