Rezension

Wie würde es mir ergehen?

Eis bricht - Raimon Weber

Eis bricht
von Raimon Weber

Bewertet mit 4 Sternen

Henning Saalbach führt ein erfülltes Leben, er ist verheiratet und hat einen Sohn. Dann wird alles anders. Innerhalb von Sekunden zerstört ein Fremder sein Glück: Der Mann dringt in das Haus der Familie ein und tötet den sechsjährigen Marc. Seit diesem Tag ist nichts mehr, wie es war, und nur der Gedanke an Rache hält Henning am Leben. Es bleiben ihm zwölf Jahre, um sich vorzubereiten. Auf den Tag, an dem der Täter entlassen wird. Doch dann beginnt Henning zu zweifeln: Wer ist Feind, wer Freund? Wer der Täter, wer das Opfer? Und schon ist er mittendrin in einem perfiden Spiel. Einem Spiel ohne Regeln. Und es hat gerade erst begonnen.

Henning Sallbachs Leben ist perfekt. Er ist erfolgreicher Drehbuchautor, glücklicher Ehemann und stolzer Vater eines Sohnes. Innerhalb von Sekunden jedoch zerstört ein Fremder Hennings Leben. Als er mit seiner Frau kurz das Haus verlässt, bricht ein Mann ein und tötet ihren Sohn Marc. Henning überrascht den Täter, der gerade fliehen will. Der Mann kann zunächst entkommen, wird aber aufgrund von Hennings Aussage überführt und verhaftet.
Seit diesem Tag ist nichts mehr, wie es einmal war. Unfähig zur Normalität zurückzufinden, flüchtet Henning sich in die Abgeschiedenheit seines Hauses. Seine Ehe zerbricht, das Haus verfällt, er selbst versucht erfolglos, die Leere mit Alkohol zu füllen. Nur ein Gedanke hält ihn noch am Leben: er will Rache üben. Es bleiben ihm zwölf Jahre, um sich auf den Tag vorzubereiten, an dem der Mörder seines Sohnes entlassen wird...

Wie würde es mir ergehen? Dieser Gedanke spukte mir während des Lesens immer wieder durch den Kopf. Der Autor schildert Hennings Gefühls- und Gedankenwelt sehr glaubhaft und nachvollziehbar. Schuld und Rache - Selbstjustiz?
Natürlich kommt einem da gleich Marianne Bachmeier in den Sinn, der Mutter, die den Mörder ihres Kindes im Gerichtssaal erschoss. http://www.youtube.com/watch?v=4JQe-lbR25I

Dieses Buch erzählt die Entwicklung Henning Saalbachs nach einer langen Zeit resignierter Depression rund um die Entlassung des Mörders seines Sohnes. Spannend ist, wie sich Henning allmählich verändert und zu welcher Entscheidung er wohl gelangen wird.
Zwar passt das Buch nur im letzten Drittel für mich in das Genre "Thriller", doch dramatisch und spannend ist es allemal. Auch wenn manches recht klischeehaft erscheint, hat das Buch mich letztlich gut unterhalten. Wie ich anderen Rezensionen entnehmen konnte, war das Ende vielen zu kurz - mir hat die offene Art dagegen gut gefallen, da es zeigt, dass nun viele Möglichkeiten offen stehen...

Ein flott zu lesendes und spannendes Buch für zwischendurch...

© Parden