Rezension

wieder das aktuelle Thema des Missbrauchs von Sozialen Medien, verpackt in einem fesselnden Thriller

Die Karte -

Die Karte
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

4,5 Sterne

Mitten in Hamburg wird eine junge Joggerin bestialisch ermordet - erstickt mit einem Hundehalsband; kurze Zeit darauf eine weitere Frau.
Der Ermittler Jens Kerner bemerkt, dass diese Frauen in einer Instagram-Laufgruppe sind, wo sie mittels Fitnesstracker ihre Strecken posten. Somit ist es für den Täter leicht sie abzupassen, so dass trotz der stets menschenvollen Metropole niemand etwas davon bemerkt.
Und er macht sogar ein Kunstwerk daraus: er trackt die Initialen seiner Opfer vor der Tat in die digitale Karte.
Doch wie hängen die Morde an den Frauen zusammen? Und kann der Täter rechtzeitig gestoppt werden?

Meine Meinung:
"Die Karte" ist der vierte Teil um Jens Kerner und Rebecca Oswald und wie im vorigen Teil stehen die Sozialen Medien am Pranger, bzw. der Missbrauch selbiger. Wenn Menschen zu viel von sich preisgeben, und andere Menschen dies ausnutzen, um zu töten - in diesem Fall die Laufstrecken, die via Fitnesstracker in digitale Karten von Instagram gepostet werden.
Der Fall ist in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Kurze Hinweise auf die vorigen Fälle sind geschickt in der Geschichte integriert.
Die private Entwicklung zwischen Jens und Becca hat mir auch sehr gut gefallen.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, packend - und durch den konstant hohen Spannungsbogen sowie die eher kurzen Kapiteln, die oft mit Cliffhangern enden, fliegt man nur so durch das Buch.

Spannend sind auch die kurzen Einschübe aus Sicht eines Mädchens, das von der Mutter missbraucht und vom Vater verraten wurde - man rätselt längere Zeit, wer das Mädchen wohl ist und wie diese Story mit dem aktuellen Fall zusammenhängt.
Und man blickt immer wieder mal hinter die Fassade des Übeltäters mittels kurzer Kapitel aus Sicht des Mörders in ich-Form.
Es gibt viele Stränge - zB auch der Tod eines Drogensüchtigen sowie die Ermordung des Kollegen Hagenah - die scheinbar nicht zusammenhängen, doch Jens beißt sich fest und folgt dem roten Faden.

Auch wenn ich nicht alle Motive des Täters nachvollziehen konnte, so war das Hauptmotiv für mich doch so unfassbar irrelevant für einen Mord, dass man diesen Menschen einfach nur schütteln könnte und fragen, ob er noch alle Tassen im Schrank hat. Ich bin soo aggressiv geworden, als ich dessen Motiv las, und danach sooo traurig, denn es gibt leider tatsächlich solche Menschen, die sich immer im Nachteil glauben und denken, dass  sie das Recht hätten, diese "Ungerechtigkeiten" (im schlimmsten Fall mit einem Mord) zu rächen...

Irgendwie hatte ich beim Lesen des Schlusses das Gefühl, das dies vielleicht der letzte Fall für Kerner und Oswald war - ich hoffe es jedoch nicht und würde mich auf ein baldiges Wiedersehen freuen!

Fazit:
Fesselnder unterhaltsamer Thriller, der wie der Vorgängerband die Sozialen Medien anprangert.