Rezension

Wieder ein besonderes Buch

Abendrot
von Kent Haruf

Holt, eine Kleinstadt im Herzen Colorados. Zwei alte Viehzüchter müssen den Wegzug ihrer Ziehtochter verkraften. Ein Ehepaar kämpft in seinem verwahrlosten Trailer um ein Stückchen Würde und um seine Kinder. Ein elfjähriger Junge kümmert sich rührend um seinen kranken Großvater. So hart das Schicksal auch zuschlägt – die Menschen in Holt sind entschlossen, dem Leben einen Sinn abzutrotzen. Und begegnen einander dabei neu.

 

Wenn mich jemand fragt, was für mich so besonders an den Büchern von Kent Haruf ist, dann ist das Erste was mir in den Sinn kommt, dass sie wunderbar unaufgeregt sind. Ich habe immer das Gefühl, die Geschichten aus den Augen eines entspannten, alten Mannes zu betrachten. Und obwohl sie so ruhig daherkommen, beinhalten sie sehr viel Geschichte und sehr viel Aussage, ohne dabei langweilig zu wirken.

Auch bei „Abendrot“ habe ich es genauso empfunden. Ich habe mich gefreut, wieder altbekannte Gesichter zu treffen und neue kennen zu lernen. Kent Haruf zeichnet auch hier wieder ein gutes Bild von Holt, welches den Charakter der Stadt und den seiner Bewohner präzise und wunderbar wiedergibt.

Wie schon in „Lied der Weite“ und „Unsere Seelen bei Nacht“ erzählen die einzelnen Kapitel von unterschiedlichen Menschen und ihrem Leben. Oft weiß man zuerst nicht so recht um wen es geht, doch das klärt sich auf bekannte Weise, im Geschehen auf. In den Kapiteln passiert nicht immer viel aber das muss es auch nicht. Haruf erzählt grade so viel, wie die Geschichte es eben braucht.

Ich bin wieder begeistert und hoffe, dass noch mehr von diesem klasse Autor übersetzt wird.