Rezension

wieder ein gelungener Roman der Autorin

Henkersmarie - Astrid Fritz

Henkersmarie
von Astrid Fritz

Bewertet mit 5 Sternen

Die Bücher der Schriftstellerin Astrid Fritz lese ich immer wieder gerne, weil sie meiner Meinung nach auf einer guten Recherche beruhen und nicht nur Liebesgeschichte mit ein bisschen Historie sind, wie es häufig bei historischen Romanen der Fall ist.Viele Bücher der Autorin sind in Süddeutschland angesiedelt,Freiburg ist dabei ein beliebter Ort. Auch in diesem Roman kommt Freiburg im Breisgau vor, doch nur als Nebenschauplatz.

Dieses Buch hat seinen Ausgang in Rothenburg ob der Tauber , in der die Henkerfamilie Vollmer eine große Rolle spielt. Marie ,die Protagonistin dieses Romans, wächst neben ihren Brüdern Veit und Jonathan als Mittlere der Kinder heran und erfährt schon früh, was es heißt eine Außenstehende zu sein. Denn der Henker und seine Familie sind " Unehrliche " , haben keine Bürgerrechte und sind vom Volk gefürchtet. Man macht einen großen Bogen um sie ,viel Aberglauben rankt um ihren Beruf und die Kinder haben es schwer aus dieser Schicht herauszukommen. Oft " erben " die Söhne den Beruf des Vaters und die Töchter heiraten auch innerhalb dieser Schicht. Genau dies macht Marie sehr zu schaffen, vor allem als sie älter wird. Sie leidet sehr darunter ausgegrenzt zu werden und ein dunkles Geheimnis , das um die Mutter rankt, zwingt die Familie immer wieder umzuziehen und so zieht sie von Rothenburg nach Hall und später nach Basel.Aber überall erfährt die Familie Ausgrenzung und die Kinder haben es schwer Freunde zu finden.
Veit der älteste Sohn folgt seinem Vater in seinen Beruf und stellt sich nicht nur geschickt an, sondern scheint auch keine Gewissensbisse bei seiner Arbeit zu haben, Jonathan, der Jüngste , wird ein sehr guter Schüler und schafft es durch die Fürsprache seiner Lehrer auf eine Universität. Doch Marie bleibt nur die Heirat mit einem Henker, Abdecker oder Kloakenreiniger, Berufe , die dem Henker gleichgestellt sind.Sie hadert mit ihrem Schicksal und versucht ihren eigenen Weg zu gehen.

Wie immer schreibt die Autorin flüssig und spannend und lässt den Leser Einblick nehmen in die vergangene Zeit , hier in das Henkerwesen des 16. Jahrhunderts. Man erfährt sehr viel über diesen Beruf, aber eben auch , was es für deren Familien bedeutete. Was mich sehr gefreut hat und was die Autorin auch in einem Nachwort anmerkt, ist die Tatsache, dass der Beruf des Henkers keineswegs von gefühlskalten und brutalen Menschen ergriffen wurde, sondern dass es häufig eine Familientradition war den Beruf des Vaters zu ergreifen und eine Schwierigkeit aus diesem sozialen Gefüge auszubrechen. Henker waren häufig sensible Menschen , die nicht selten an ihrem Beruf zerbrachen und dann dem Alkohol verfielen. Auch kannten sie sich häufig in medizinischen Dingen und der Kräuterkunde aus, um den Deliquenten auf diese Weise das Sterben zu erleichtern, indem sie ihnen einen Trunk verabreichten oder vorher das Genick brachen. Auch der hier agierende Henker Vollmer , verdingte sich nebenbei als Wundarzt und seine Frau mixte Salben und Tinkturen.

Die Sprache in diesem Roman ist der damaligen Zeit angepasst und so ist es eine Hilfe, dass es am Ende des Buches ein Glossar mit den Begriffen der damaligen Zeit gibt , indem der Leser nachschauen kann , wenn ihm ein Wort fremd ist. Auch die einzelnen Personen in dieser Geschichte agieren der Zeit entsprechend und so kann man abschließend sagen, dass es ein überzeugender historischer Roman ist, der einer guten Recherche zugrunde liegt, was man auch merkt.

Mir hat dieses Buch von Astrid Fritz wieder sehr gut gefallen und freue mich schon jetzt auf ihr neues Buch, dass noch in diesem Jahr erscheinen wird.