Rezension

Wieder gut, aber nicht sein bestes

Der Fall Collini - Ferdinand von Schirach

Der Fall Collini
von Ferdinand von Schirach

Bewertet mit 3 Sternen

Im Gegensatz zu "Schuld" und "Verbrechen" behandelt dieses Buch von Ferdinand von Schirach wirklich nur einen Fall.

Story:

Der italenisch stämmige Collini (60 JAhre) ermordet den reichen Industriellen Hans Meyer (80 Jahre) brutal. Der junge Anwalt Leinen übernimmt den Fall als Verteidiger bevor er weiß, dass das Opfer der Mann ist, der ihm eine Vaterfigur war. Nach und nach wird die Vergangenheit Leinens und die Rolle Meyers darin beleuchtet, sowie das Motiv von Collini aufgedeckt.

Schreibstil:

Von Schirach schreibt immer sehr distanziert und sachlich, sodass der Leser frei wählen kann welche Seite er vertritt - und natürlich werden ihn immer Gegenargumente an seiner Position zweifeln lassen. "Wer ist "böse"?" wird hier nie geklärt nur warum jemand "Böses" tut. Ich finde diesen Schreibstil den realen Fällen gegenüber immer sehr angemessen, auch wenn einige sicherlich die Emotionalität vermissen werden.

Meine Meinung:

Mir fiel es in diesem Buch schwierig eine Bindung zu einer der Personen aufzubauen. Leinens Jugendgeschichte war zwar relevant für den Roman um die andere Seite zu beleuchten, doch ich fand diesen Anteil zu groß. Die letzendliche Auflösung war für mich nicht so überraschend, wahrscheinlich bin ich durch andere Geschichten vorgeschädigt. Die Geschichte des einen Gesetzes fand ich sehr interessant, jedoch liest sich dieses im Anhang anders als im Roman erklärt wird. Es würde mich interessieren inwieweit hier erzählerische Freiheit am Werk war.

"Schuld" ist und bleibt mein Lieblingsroman von Ferdinand von Schirach.

Fazit:

Eine interessante Geschichte, schnell gelesen, aber nicht so aufrüttelnd wie "Schuld". 3 von 5 Sternen.