Rezension

Wieder mal ein Ideenfeuerwerk ...

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr - Walter Moers

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
von Walter Moers

Bewertet mit 5 Sternen

Prinzessin Dylia leidet unter einer mysteriösen Krankheit. Die selbst ernannte "Prinzessin Insomnia" kann nachts nicht schlafen. Und das bedeutet nicht, dass sie Einschlafprobleme hat, sondern dass sie ganze Nächte hintereinander nicht schläft. Bislang hat nichts dagegen angeschlagen. Es bleibt der klugen Prinzessin nur, sich die Zeit kreativ zu vertreiben. Doch eines Nachts, nach 16 durchwachten Nächten, sitzt plötzlich Havarius Opal auf ihrer Brust. Das gnomähnliche Wesen ist ein Nachtmahr, dessen Aufgabe es ist, das auserwählte Opfer in den Wahnsinn zu treiben. Und Nachtmahre geben nicht auf, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Doch erst gehen die beiden noch auf eine abenteuerliche Reise durch Dylias Gehirn.

Das lange Warten hat sich gelohnt. Moers zündet mal wieder ein Ideenfeuerwerk vom Feinsten und erzählt eine (alb-)traumhafte Geschichte aus der Welt des Denkens und Träumens. Mal davon abgesehen, dass Moers Figuren sowieso immer Fantasiewesen einer Fantasiewelt sind, taucht man aber auch hier wieder so tief in die Geschichte ein, dass sich beim Lesen ein eigenartiges Gefühl von Surrealität im Körper festsetzt. Da bei Moers alles möglich ist, bangt man bis zum Ende mit Dylia, während man über die Geschichte hinweg aber auch Sympathien für den oft (manchmal ungewollt) humorvollen Nachtmahr entwickelt. "Prinzessin Insomnia ..." ist wieder im Zamonien-Universum angesiedelt, allerdings findet fast die komplette Handlung in Dylias Gehirn statt. Wer also auf mehr Zamonien gehofft hat, für den ist dieses Buch eher weniger geeignet, wobei ich es trotzdem empfehlenswert finde. Es handelt sich, als Geschichte in der Geschichte, um ein von Mythenmetz aufgeschriebenes zamonisches Märchen.

Mich konnte diese Geschichte wieder absolut gefangen nehmen, auch durch die Moers-typische Skurrilität der Figuren und einer durchscheinenden Komik, die niemals in Klamauk abrutscht. Wie viele andere der Zamonien-Bücher habe ich auch dieses wieder als Hörbuch gehört, zum ersten Mal allerdings ohne Dirk Bach. Ich kann aber sagen, das Buch funktioniert aber auch mit Andreas Fröhlich fantastisch. Mir war es sogar etwas angenehmer, da Fröhlich nicht ganz so "hysterisch" liest wie Bach, sondern etwas ruhiger. Er ist ein würdiger Nachfolger, der den Figuren ebenfalls ihre ganz eigenen Stimmen gibt und dies über die gesamte Zeit hinweg durchhält.

Ich habe diese Geschichte genossen und empfehle sie gern weiter. Ganz besonders an Psychologiestudierende, die beim Pauken der Hirnstrukturen und -funktionen hiermit vielleicht ein bisschen mehr Spaß haben könnten. Aber auch sonst finde ich die Geschichte hörenswert (oder auch lesenswert, aufgrund der Bilder), sie erweitert das Zamonienuniversum wieder um eine Geschichte, auch wenn es nicht um bislang zentrale Zamonienfiguren geht. Dafür ist die Geschichte tatsächlich von der realen Welt und einer Erkrankung der Illustratorin inspiriert, wie der Nachbemerkung im Booklet zu entnehmen ist.
Ich werde mir zusätzlich zum Hörbuch auch noch das Buch kaufen (oder schenken lassen), da ich die Illustrationen während der Geschichte doch etwas vermisst habe und das Buch sehr liebevoll aufgemacht ist. Aber im beiliegenden Booklet hat man wenigstens ein paar davon mit dabei. Hier also ganz klar die Empfehlung zur CD und nicht zum Download.

Ich habe etliche kritische Rezensionen dieses Buches gesehen. Ich selbst bin kein Vollbut-Zamonien- oder -Moers-Fan. Aber ich persönlich wurde von diesem neuen Buch nicht enttäuscht.