Rezension

Wiedersehen in Holt

Abendrot - Kent Haruf

Abendrot
von Kent Haruf

~~Abendrot – Kent Haruf

"Abendrot" ist der zweite Teil der Trilogie "Plainsong" um die Bewohner von Holt. Das Buch ist aber durchaus auch ohne den Vorgänger lesbar. Und, um es gleich vorab zu sagen, auch dieser Roman hat mich wieder begeistert.

Es gibt ein Wiedersehen mit einigen bereits bekannten Darstellern. Die großmütigen Viehzüchter-Brüder McPheron beispielsweise dürfen natürlich nicht fehlen. Gleich zu Beginn müssen sie den Wegzug ihrer Ziehtochter Victoria mit der kleinen Katie verkraften.
Aber auch neue Bewohner Holts dürfen wir kennenlernen. Da ist zum Beispiel die Familie, die in einem Wohnwagen am Existenzminimum die Familie zusammenzuhalten versuchen. Oder der elfjährige Junge, der sich tagaus-tagein um seinen alten Großvater kümmert. So aussichtslos die Lage vieler hier ist, gibt es doch immer wieder jemanden mit einem großen Herz, der helfen will.

Kent Harufs großes Thema ist auch hier wieder die Einsamkeit und Perspektivlosigkeit vieler Menschen in den Great Plains. Das Leben auf dem Land ist hart und Haruf liegen die kleinen Leute am Herzen. Er schreibt absolut authentisch, oft mit wenigen Worten, die aber viel beinhalten. Trotz oft knapper, gar distanziert wirkender Sprache, vermittelt der Autor Mitgefühl für seine Figuren, die es alle nicht leicht haben. Wie überall gibt es solche, die an Schicksalsschlägen wachsen oder sich zumindest wieder aufrappeln, und solche, die daran zerbrechen. Gerade die Belange der Kinder und Heranwachsenden sind Haruf wichtig. Sie sind es, die für ihre Situation am wenigsten können und gleichzeitig am meisten darunter leiden.
Trotz teils ausufernder Beschreibungen liest sich dieser Roman wie ein Krimi, gerade weil man als Leser so großen Anteil an den Geschicken dieser einsamen Menschen nimmt.

Eigentlich bin ich kein Reihen-Leser, auf den letzten Band dieser Trilogie werde ich aber hinfiebern. Ich muss unbedingt wissen, wie es den Bewohnern von Holt weiterhin ergeht.