Rezension

Wiedersehen mit alten Bekannten...

JACKABY - Die verschwundenen Knochen - William Ritter

JACKABY - Die verschwundenen Knochen
von William Ritter

Bewertet mit 4 Sternen

Ich greife ja eher selten zu Jugendbüchern, aber diese Reihe hat es mir wirklich angetan! William Ritter hat mit seinem ersten Band eine so zauberhaft skurrile Welt erschaffen, dass ich dem zweiten Band regelrecht entgegengefiebert und ihn nun innerhalb weniger Tage begeistert verschlungen habe. Und was soll ich sagen? Er ist – mit kleinen Schwächen – ein würdiger Nachfolger und macht Lust auf mehr!

New Fiddleham, Amerika und wir schreiben immer noch das Jahr 1892. Abigail Rook, die quirlige Assistentin des genialen Privatdetektivs Jackaby, hat sich gerade von den Schrecken ihres ersten Falls erholt, da befindet sich das ungewöhnliche Ermittler-Gespann schon wieder mittendrin in einem neuen Abenteuer: Unberechenbare, kleine Gestaltwandler machen die Stadt unsicher, eine Frau kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben und auch im nicht weit entfernten Gad’s Valley gibt es einige Turbulenzen: Ein zufällig entdeckter, bedeutender Fossilienfund ruft sowohl Diebe, als auch unterschiedliche Interessenten auf den Plan und ein Todesfall scheint nur auf den ersten Blick eine natürliche Ursache zu haben... Hängen diese seltsamen Ereignisse möglicherweise irgendwie zusammen?

Hach, als ich den neuen Roman aufgeschlagen und die ersten Seiten gelesen hatte, überkam mich ein wohliges Gefühl: Es war, als würde ich mit lieben Freunden im Wohnzimmer bei einer Tasse Tee sitzen und deren Abenteuergeschichten lauschen. Ich konnte sofort wieder in diese herrlich schrullige Welt eintauchen und traf dort auf lauter alte Bekannte und interessante, neue Figuren. Geschickt verwebt Ritter kleine Anekdoten der Nebenfiguren mit dem eigentlichen Handlungsstrang und lässt sie dadurch vor dem inneren Auge des Lesers aufleben. Freundschaften werden vertieft oder neu geschlossen, eine kleine Romanze sorgt für Gefühlschaos und mysteriöse Gestalten verbreiten Angst und Schrecken. Der Autor verzichtet dabei auf Nacherzählungen und Wiederholungen der Ereignisse oder Personenbeschreibungen des ersten Bandes, sodass bei Liebhabern der Reihe keine Langeweile aufkommen wird! Neue Leser, die den ersten Band noch lesen möchten, sollten wissen, dass ein kleiner, aber nicht unwesentlicher Spoiler in Band 2 auftaucht – da sollte die Lesereihenfolge also penibel eingehalten werden! ;)

Der eigentliche Kriminalfall ist einfallsreich und spannend, für „geübte“ Krimi-Fans jedoch möglicherweise wieder zu vorhersehbar. Meiner Meinung nach kommt im zweiten Band der übernatürliche Grusel ein wenig zu kurz, der mir im ersten Fall kleine Gänsehautmomente beschert hat. Der neue Band erscheint mehr im Gewand eines „Abenteuerromans“; was nicht schlecht sein muss, aber auch ein klein wenig enttäuscht. Die Andeutungen hinsichtlich des dritten Bandes lassen mich aber hoffen, dass dort wieder ein schaurig-schöner Fall präsentiert wird!

Alles in allem fühlte ich mich wunderbar unterhalten; vermutlich, weil mir die liebevollen und skurrilen Figuren der Reihe sehr ans Herz gewachsen sind und die Detektivarbeiten von Abigail und Jackaby durch spritzige Dialoge, kleine Streitereien und übernatürliche Eigenheiten das gewisse Extra und eine ordentliche Portion Witz erhalten! Das kann gar nicht langweilig werden! ^^

Fazit

Trotz kleiner Schwächen können Liebhaber der Reihe den zweiten Band bedenkenlos verschlingen! William Ritter hat einen wunderbaren Schreibstil und versteht sich hervorragend aufs Geschichtenerzählen. Wirklich schöne Unterhaltung für Sherlock-Fans mit einem Hang zum Übernatürlichen. Band 3 steht auf jeden Fall schon auf meiner inneren Wunschliste! :)