Rezension

Wieso Fangirl? Es sollte Fanfictiongirl heißen! - 2,5 Sterne

Fangirl
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der Schreibstil ist an sich gut lesbar & in Ordnung. Die Geschichte wird dabei aus der Sicht von Cath geschildert. Nur die Vergleiche finde ich oft seltsam. Wenn ein Paar, das zusammen im Bett liegt mit Stapelstühlen verglichen wird, dann sehe ich daran nichts romantisches. Es ist einfach seltsam.

 

 

Den Charakteren konnte ich nicht so richtig nahe kommen, wobei mir die Protagonistin Cath am seltsamsten & für mich oft am unverständlichsten vorkam. Obwohl ihre Zwillingsschwester da auch nicht weit weg von war.

Cath hat Anfänge einer psychischen Krankheit (Angststörungen?) aufgewiesen. Es wurde explizit gesagt, dass sie zu viel Angst davor hat die Mensa zu suchen & dort unter den vielen Fremden allein zu sein, sodass sie Müsliriegel unter ihrem Bett versteckt & diese jeden Tag einteilt. Wenn das nicht seltsam ist, dann weiß ich auch nicht. Also geholfen, mich in sie einzufühlen, hat es jedenfalls nicht.

Ihre Schwester hat sich radikal aus heiterem Himmel abgekapselt & hatte dann ein ernsthaftes Alkoholproblem, was aber fast keiner ernst genommen hat. Es wurde immer runter gespielt.

Der Vater hatte auch so seine schwerwiegenden psychischen Probleme. Die Familie ist insgesamt also nicht unbedingt gesund & damit kann sich nicht unbedingt jeder identifizieren. Mir fiel es zumindest schwer.

Wenn diese Krankheiten wenigstens thematisiert worden wären, dann hätte ich es interessant gefunden. Aber sie waren einfach nur da, aber es wurde immer drüber hinweg gegangen. Es hat 5 Minuten eine Rolle gespielt & wurde dann vergessen. Bis es wieder aufkam oder auch nicht.

Dementsprechend fand ich Cath auch als typisches Fangirl, quasi als Aushängeschild, ungeeignet. Sie repräsentiert einfach nicht den typischen Fan, weil sie zu speziell ist. Vor allem dreht sich ihr Leben quasi nur um ihre Fanfiction. Um die Originalgeschichte geht es kaum & auch ein Austausch zwischen Fans findet nicht statt, außer es geht um ihre Fanfiction. Daher ist dies eher ein Buch über Fanfictions, als übers Fangirl sein.

Was ich jedoch positiv fand, war das alle Charaktere absolut nicht perfekt waren. Sie hatten sowohl innerlich (wie ich gerade ausgeführt habe), als aus äußerlich ihre Makel. Selbst der Loveinterest wurde nicht total schmachtend als Adonis beschrieben, sondern auch Cath hat zugegeben, dass er nicht perfekt aussieht. Das hat mir gut gefallen.

 

 

Der Plot war nicht vorhanden. Es gab einen roten Faden (Caths Leben) & auch eine Handlung, weil ja schon etwas passiert. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass die Geschichte auf irgendwas hinaus will. Die Geschichte plätschert nur so von Tag zu Tag dahin. Das ist auch okay, da es realistisch ist. Aber ich finde es persönlich halt nicht so spannend.

Emotional konnte es mich meist auch nicht so mitnehmen, da ich mich mit Cath nicht identifizieren konnte & so manches nicht verstanden habe, was sie oder andere gemacht haben. Es war jedoch gut erzählt auf seine eigene Weise. Die Geschichte war nicht unbedingt vorhersehbar. Ich konnte auch Caths Leidenschaft fürs Schreiben der Fanfiction verstehen, da es so dargestellt wurde, dass man versteht wie wichtig es für sie ist.

Auch ihre Meinung zu ihrer Mutter konnte ich sehr gut verstehen, auch wenn ich leider finde, dass der ganze Handlungsstrang (wie so einige) zu nichts geführt hat. Allgemein hatte das Buch für meinen Geschmack zu wenige & teilweise keine Aufklärungen von Konflikten. Zumindest keine für mich befriedigende. Es wird sich nur selten ausgesprochen & geklärt, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Meist wird es nur abgetan, drüber hinweg gegangen oder einfach gesagt, dass es sich nun ändern wird. Und das wars. Das hat mir einfach nicht gereicht. Vor allem für die Länge der Zeit, die man als Leser mit dem Konflikt verbracht hat.

 

Die Simon Snow Ausschnitte waren sicher viel Aufwand. Eine ganze Geschichte zu erfinden, die man im Grunde nicht erzählen will, sondern sie nur als Background nutzt, verdient Respekt. Die Ideen fand ich auch wirklich ganz interessant. Nur leider waren die Ausschnitte davon belanglos & langweilig. Sie haben nichts zur Haupthandlung beigetragen & haben eigentlich auch nie gepasst. Außerdem sagen sie auch nicht viel aus, wenn man den Kontext & die Charaktere nicht kennt. Ich muss ehrlich sein & sagen, dass ich das irgendwann einfach übersprungen habe.

 

 

Fazit: „Fangirl“ war nicht das was ich erwartet habe. Besonders nach dem großen Hype. Es ist an sich eine nette Geschichte über Familie, Freundschaft, die erste Liebe & die Leidenschaft zum Fanfiction schreiben, mit seltsamen & etwas abgedrehten Charakteren. Es hat mich nicht unbedingt emotional mitgenommen, aber ich habe es auch nicht ungern gelesen. Jedoch habe ich auch so einige Kritikpunkte gehabt. Besonders gestört hat mich das, was gar nicht oder sehr wenig thematisiert wurde, wie die psychischen Krankheiten & die Konflikte. Deshalb habe ich 2,5 Sterne vergeben.

 

 

Anmerkung: Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar vom Verlag bekommen. Danke dafür.