Rezension

Wilder Genremix aus Horror, Thriller, Mystery und Western

Das Buch ohne Namen - Anonymus

Das Buch ohne Namen
von Anonymus

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein mächtiger Stein wird gestohlen und landet in einer Stadt voller Verbrecher. Dort wechselt er schneller den Besitzer als die Betreffenden ihre Unterwäsche und hinterlässt eine blutige Spur von Leichen.

 

Santa Mondega ist ein außergewöhnlicher Ort. Alle fünf Jahre findet dort und nur dort eine Sonnenfinsternis statt, ein Ereignis, das nicht nur unzählige Touristen anlockt, sondern auch die gemeingefährlichsten Kriminellen aller Art.
Zur selben Zeit wird aus einem Kloster auf einer abgelegenen Insel ein Stein gestohlen und in die Stadt gebracht, der seinem Träger angeblich Unsterblichkeit und die Fähigkeit verleihen soll, dem Mond seinen Willen aufzuzwingen. Doch dort, wo sich der Abschaum der gesamten Welt sammelt, behält man so etwas Wertvolles nicht lange bei sich. Schon gar nicht, wenn übernatürliche Kräfte am Werk sind, die diesen Schatz unbedingt während der Sonnenfinsternis für ihre dunklen Pläne nutzen wollen.
Und zu allem Überfluss kehrt plötzlich ein Mann zurück, ein gefährlicher Serienkiller namens The Bourbon Kid, der nach jedem Glas Bourbon zum erbarmungslosen Psychopathen mutiert und alle tötet, die sich ihm in den Weg stellen.
Oder sich zufällig mit ihm in einem Raum befinden.

 

Wer den Filmen von Quentin Tarantino oder Robert Rodriguez nichts abgewinnen kann, für denjenigen ist auch dieses Buch nicht sonderlich geeignet. Über dreiviertel der Protagonisten sterben und das ziemlich gewaltsam und blutig, oft sogar übertrieben brutal.
All das wird mit einem schwarzen Humor erzählt, der das Buch erst so richtig unterhaltsam macht. Die Geschichte nimmt sich selbst und ihre Figuren nicht so ernst und das ist auch das Positive daran. Denn eigentlich mischt der Autor bunt Motive aus Horrorfilmen, Thriller, Martial Arts und Western. Die Charaktere sind ähnlich gestrickt und wirken manchmal wie Parodien bestimmter Helden aus From Dusk Till Dawn, Pulp Fiction oder Sieben. Doch die deutliche Ironie dahinter lässt einen immer wieder über die überspitzte Darstellungsweise schmunzeln: Die wirklich Bösen sind hässlich wie die Nacht und stinken furchtbar, die Frauen entweder wunderschön oder alt und mit mehr oder weniger übernatürlichen Kräften ausgestattet und die übelsten Gangster übertreffen sich gegenseitig in ihrer Erbarmungslosigkeit und Coolness. Genau das passt sehr gut zu der düsteren Atmosphäre, die die gesamte Handlung durchzieht und wenn man das Ganze mit einem Augenzwinkern betrachtet, ist es nicht halb so platt, wie es sich anhört.

 

Allerdings wird an der einen oder anderen Stelle etwas zu sehr übertrieben und damit meine ich nicht unbedingt die Gewaltszenen. So entpuppt sich zum Beispiel der gewiefte Cop von außerhalb, der den Diebstahl des Steins aufklären soll, als doch nicht so erfahren in der „Feldarbeit“ und wirkt hin und wieder sogar wie eine nervige Witzfigur.
Ebenso stören ein paar der abrupten Szenenwechsel erheblich und nicht alle der unterschiedlichen Handlungsstränge führen am Ende zusammen. Außerdem werden Personen mit viel Potenzial relativ schnell ermordet, während andere, wesentlich uninteressantere und langweiligere überleben.

 

Das Buch ohne Namen ist keine anspruchsvolle Literatur, nicht im Mindesten. Der Stil ist einfach, erinnert fast sogar an gängige Groschenromane und entspricht gerade deswegen perfekt dem dargestellten Milieu. Der Text lässt sich locker-leicht lesen und bietet gute Unterhaltung für Zwischendurch, vor allem wenn man die Geschichte nicht allzu ernst nimmt.
Manches ist dennoch zu albern und aufgesetzt und bremst das Lesevergnügen etwas aus.
Aber wer die Werke von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez mag, dem könnte auch dieser Genremix sehr gut gefallen.