Rezension

Wilder Westen inklusive

Die Dünenvilla - Nicole Winter

Die Dünenvilla
von Nicole Winter

Bewertet mit 2 Sternen

Wir befinden uns im Jahr 1884. Ostküste der USA: Martha‘s Vineyard. Der deutsche Arzt Friedrich Böhm hat sich in diese Landschaft mit Dünen und Meer verliebt, was aber auch daran liegt, das es ihn an die heimische Ostseeküste erinnert. Sein Ziel ist es, ein Sanatorium zu errichten. Damit wäre er dann fest mit diesem Ort verbunden und er schafft eine Grundlage für sich und seine Familie. 

Thomas, Friedrichs Sohn, ist eher an Psychologie interessiert als an der Medizin und Sophia, Friedrichs Tochter, hat ein anatomisches Handicap - ein gelähmtes Bein. Als dann aber Scott in ihr Leben tritt, verändert sich alles und der Wilde Westen ruft...

 

Nicole Winter hat mit „Die Dünenvilla“ ihr Debüt geschrieben. Es ist eine Familiensaga auf knapp 450 Seiten. Der Schauplatz „Martha‘s Vineyard“ wird eher selten in der Literatur gewählt, allein deshalb war ich gespannt, wie uns Winter dorthin entführt. Die Ostküste der USA ist traumhaft schön und bietet unheimlich viel Potential für Geschichten, aber die Dünenvilla hat meinen Geschmack leider nicht so ganz getroffen. Zum einen wuseln mir zu viele Protagonisten umher und die Geschichte verzettelt sich gewaltig und Stränge, die dann irgendwie sich zu Knoten verformen. Des weiteren wirken die Charaktere recht blass und gefühllos. Friedrichs Traum war zwar gut beschrieben und man konnte es auch nachfühlen, aber so ganz hab ich ihm die Sache mit dem Sanatorium nicht abgenommen. Dann das mit Thomas....nun gut....einer muss eben immer aus der Reihe tanzen und das war nunmal er aber Schwester Julia ist auch nicht viel besser. Sie empfängt das Leben offen und freudig. Sie ist ganz anders als Sophia und das war mir manchmal zu viel und zu unglaubwürdig. Sophia versinkt förmlich in ihrer Welt und bemitleidet sich selbst bezüglich ihres Handicaps. Es war mehr als ermüdend zu lesen, wie sie immer weiter in ihren Depressionen versinkt und oft hatte ich den Gedanken, das sie selbst wohl die beste Patientin für das Sanatoriums ihres Vaters sei. Die Geschichte mit Scott, der als „Ritter auf dem Pferd und Retter in der Not“ daher kommt, wirkt einfach nur gestellt. Das er es nicht lange an der beschaulichen Ostküste aushält ist klar, aber die Entwicklung die dann von statten geht, war zu vorhersehbar. 

 

Kurzum: ich hätte viel mehr von dieser Geschichte erwartet und muss klar sagen, diese Saga ist einfach zu vollgestopft und es hätte ihr bestens gestanden, wenn man Friedrich den ersten Teil gewidmet hätte, Thomas den Zweiten und Julia und Sophia den Dritten. Die Geschichte hat unheimlich viel Potential! Die damalige Zeit war eine ganz besondere und andere als die hier in Deutschland und das beinhaltet viele Möglichkeiten, diese Story am laufen zu halten. Durch viele Personen, Wiederholungen und Längen, wirkt alles lahm und blass - 2 von 5 Sterne.