Rezension

Will so viel und schafft so wenig

Wenn du das hier liest - Mary Adkins

Wenn du das hier liest
von Mary Adkins

Bewertet mit 3 Sternen

Erst einmal möchte ich sagen, wie hübsch ich dieses Cover finde. Ich mag die Farbgebung hier und den Wasserfarben-Stil, der verwendet wurde. Einfach zu süß!

Ein bisschen schade war, dass mich der Inhalt nicht ganz so sehr bezaubern konnte wie seine Aufmachung. Grob gesagt geht es in „Wenn du das hier liest“ um Folgendes: Iris ist gestorben. Mit 33 Jahren erkrankte sie an Krebs und starb daran und in ihren letzten Monaten hat sie ein Blog gestartet, auf dem sie nicht nur über ihre Krankheit berichtet, sondern auch ein wenig ihr Leben Revue passieren lässt, Erinnerungen mit der Gegenwart verknüpft. Iris wollte, dass ihr Chef Smith diesen Blog veröffentlicht, was der auch versucht. Dafür tritt Smith mit Iris' Schwester Jade in Kontakt, die so gar nichts von dieser Idee hält. Nach und nach überwinden die beiden diesen Streitpunkt und freunden sich langsam an. Beide trauern noch um Iris, jeder auf seine eigene Art und Weise, und beide haben ihre eigenen Probleme, die sie sich gegenseitig anvertrauen. So viel also zur Handlung.

Die Geschichte an sich, wie Smith und Jade, unsere beiden Protagonisten, ihre Trauer überwinden und – große Überraschung – zueinander finden, fand ich ehrlich gesagt nicht sehr spannend. Da war vieles (oder sogar fast alles) vorhersehbar und dadurch, dass man (fast) nur die EMails zwischen den beiden liest, verpasst man auch sehr viel. Über entscheidende Ereignisse in der Beziehung der beiden (wie zum Beispiel ein erstes Date) wird da auch nur ml kurz geschrieben, da kam mir das fast nebensächlich vor. In der Hinsicht mochte ich die Handlung also nicht.

Zum Glück geht es in "Wenn du das hier liest" um noch mehr als nur diese Liebesbeziehung. Spannender fand ich nämlich die Blogposts von Iris, wie sie mit ihrer Krankheit und dem ihr bevorstehenden Tod umgeht und welche Gedanken da bei ihr aufploppen.

Der Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, ist schön, aber nicht neu. Man könnte es mit „Love Rosie – Für immer vielleicht“ vergleichen, wo man alle möglichen Aufzeichnungen liest, von kleinen, im Unterricht geschriebenen Zettelchen bis hin zu seitenlangen Briefen. Nach der Leseprobe von „Wenn du das hier liest“ dachte ich eigentlich, hier wären Emails und Blogposts kleine Exras, die zwischendurch immer mal wieder gegeben würden. Was sich als falsch erwies, denn das gesamte Buch gesteht aus ebendiesen. Ich mag es eigentlich immer, wenn ein bisschen etwas Neues probiert wird und hier gab es definitiv besondere Elemente, die mich begeistern konnten. Damit meine ich vor allem die Blogposts, die man liest und die oft mit Illustrationen ausstaffiert sind.

Da auch ein großes Lob an den Schreibstil, denn der Blog ist wirklich schön geschrieben. Und nicht nur das, manche Passagen haben mich auch wirklich berühren können und haben mich zum Nachdenken angeregt. Lange nicht alles, was Mary Adkins da schreibt, hat diesen Charakter, aber ein paar solcher Stellen gibt es eben und die sind mir auch im Gedächtnis geblieben. Genauso gefallen haben mir die Zeichnungen, die in Iris' Blog abgebildet werden. Wie sie (beziehungsweise eben die Autorin) manche Sachverhalte darstellt, ist so treffend und schön. Hat mir wirklich, wirklich gut gefallen!

Ihr seht schon, die im Buch enthaltenen Blogposts waren ein echtes Highlight für mich. Ansonsten...Hm, ansonsten war der Stil okay. Der zu lesende EMail-Verkehr hat mich ehrlich gesagt nicht wirklich vom Hocker gerissen. Was schon allein daran liegt, dass die Mails oft nicht besonders lang sind. Doch selbst wenn man mal ein längeres Stück Text hier vor sich hat, liest sich das zwar ganz nett, aber mehr eben leider auch nicht. Ganz nett fand ich, dass das Buch trotzdem eines gewissen Humors nicht entbehrt. Was vor allem an Smiths Job liegt (er arbeitet im Brand Management), in dem er mit den unterschiedlichsten Kunden mit den kuriosesten Wünschen und Anliegen zu tun hat. Und mit Carl, Smiths Praktikanten, der mich mit seiner Art des Öfteren zum Schmunzeln gebracht hat.

An sich ließ sich "Wenn du das hier liest" auch wirklich schnell durchlesen, ich habe nur wenige Tage dafür gebraucht. Was jedoch eindeutig an der Art des Schreibens liegt. Wenn zu jeder EMail mehrere Zeilen mit Adressat, Absender, Betreff und so weiter gehört, nimmt das eben Platz weg. Genauso die immer mal wieder auftauchenden Illustrationen. Würde man das alles weglassen, wäre das Buch vielleicht noch auf die Hälfte reduziert.

So, zuletzt möchte ich noch etwas zu den Charakteren in dieser Geschichte sagen. Wirklich viele lernt man nicht kennen, besonders keine allzu wichtigen. Von Bedeutung sind eigentlich nur Iris, Jade und Smith. Und vielleicht noch Carl und Jades und Iris' Mutter. Echt nicht viele. Und von denen hat mir ehrlich gesagt noch Carl am besten gefallen, einfach weil ich seinen Charakter so schön gezeichnet fand. Klar, er stellt ein bisschen den Deppen der Geschichte dar und das schon ab der Bewerbungsmail ganz am Anfang, aber irgendwie hat er mich doch immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Ansonsten finde ich Iris ein gut gelungener Charakter. Von ihr wissen wir auch relativ viel, selbst wenn sie zum eigentlichen Zeitpunkt des Geschehens bereits tot ist.

Smith und Jade hingegen konnte ich wirklich nicht besonders gut leiden. So ziemlich das einzig Positive bei ihnen ist, dass sie nicht perfekt sind. Doch in ihrer Wesensart fand ich sie einfach unsympathisch. Ich kann dabei gar nicht mal richtig festhalten, woran das liegt. Wahrscheinlich, weil Smith dauerhaft so wirkt, als würde er nichts wirklich auf die Reihe bekommen, und Jade oft sehr selbstgerecht erscheint. Und wahrscheinlich sollte ich ein bisschen nachsichtig sein und beachten, dass die beiden gerade erst einen ihnen wichtigen Menschen verloren haben, aber das ändert leider nichts daran, dass ich sie nicht mochte. Sorry.

Ach herrje, dieser Roman hat es mir insgesamt wahrlich nicht einfach gemacht. Ich sehe ihn so kontrovers! In manchen Punkten mochte ich ihn, hat er mich sogar berühren können. Doch in mindestens genauso vielen hat er mich auch genervt oder kam er mir unzulänglich für das vor, was er abbilden soll. Deswegen sehe ich ihn eher als Mittelmaß.