Rezension

Willkommen auf Mitford Manor

Die Schwestern von Mitford Manor - Unter Verdacht - Jessica Fellowes

Die Schwestern von Mitford Manor - Unter Verdacht
von Jessica Fellowes

Bewertet mit 5 Sternen

1920 London. Die 19-jährige unverheiratete Louisa wuchs in Armut auf und hat nun die Möglichkeit, ihrer Familie zu entfliehen und als Kindermädchen bei der angesehenen glamourösen Adelsfamilie Mitford zu arbeiten. Da Louisa ein fleißiges und freundliches Wesen hat, gelingt es ihr schnell, die Vertraute von Nancy, der ältesten  Tochter des Hauses, zu werden. Als eine Freundin der Familie Mitford, die bekannte Krankenschwester Florence Nightingale Shore, während einer Zugfahrt ermordet wird, machen sich die beiden jungen Frauen daran, den Fall durch eigene Ermittlungen aufzuklären. Louisa saß mit ihrem Onkel ja im gleichen Zug, als der Mord passierte. Hilfe bekommen Nancy und Louisa durch Guy Sullivan, der erst vor kurzem bei der Bahnpolizei angefangen und bereits ein Auge auf Louisa geworfen hat. Ob sie den Mörder wohl finden werden?

Jessica Fellowes hat mit ihrem Buch „Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht“ den ersten Teil einer Serie vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Er lässt den Leser schnell in das vergangene Jahrhundert eintauchen, um Louisa und Nancy bei ihren Unternehmungen als unsichtbarer Dritter zu begleiten. Die Autorin hat den geschichtlichen Hintergrund gut recherchiert und lässt das England der Zwanziger Jahre vor dem inneren Auge des Lesers wieder lebendig werden. Es ist, als wandele man in einer anderen Zeit. Während sich England von den Kriegsjahren langsam erholt und die Menschen immer noch unter Entbehrungen leiden, werden auch die gesellschaftlichen Strukturen gut dargestellt und zeigen den Unterschied zwischen den einzelnen Schichten auf sowie die Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Das Leben der Mitford-Schwestern, allen voran das der bekannten Autorin Nancy Mitford werden dem Leser nahe gebracht. Auch der bis heute unaufgeklärte Mord an Florence Nightingale Shore hat einen Hauptpart in diesem Buch, allerdings erfährt er in dieser Geschichte eine einfallsreiche und spannende Aufklärung. Gerade dieser Bezug zu historisch belegten Persönlichkeiten macht dieses Buch besonders reizvoll.

Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und mit Leben versehen worden. Sie besitzen Ecken und Kanten, sind individuell in ihrem Handeln und gerade deshalb so authentisch, dass der Leser sich von Beginn an mit ihnen wohl fühlt. Louisa ist eine junge Frau, die die harte Schule des Lebens schon früh lernen musste. Sie ist fleißig, klug und hat ein freundliches Wesen, was ihr die Tür in die Welt der Wohlhabenden öffnet und sie vor allem den Fängen ihres miesen Onkels entfliehen lässt. Louisa sehnt sich nach Sicherheit und einem geregelten Leben. Sie zeigt allerdings auch Mut und ihre Entwicklung während der Geschichte ist wunderbar zu beobachten. Nancy ist zwei Jahre jünger als Louisa, besitzt aber jede Menge Selbstvertrauen und vor allem ist sie clever. Sie liebt es, Geschichten zu erfinden und ist mit einer guten Kombinationsgabe ausgestattet. Guy ist ein sympathischer junger Mann, der unbedingt mal ein richtiger Kriminaler werden will. Er kann sich durchsetzen und ist wie ein Pitbull, wenn er etwas verfolgt und lässt sich von niemand davon abhalten. Auch die übrigen Protagonisten tragen dazu bei, dass die Handlung rundum lebendig und unterhaltsam ist.

„Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht“ ist ein spannender und fesselnder historischer (Kriminal-)Roman, der den Leser ab der ersten Seite in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt. Mit Liebe, Freundschaft, Mord und den Bezug zu realen Ereignissen und Personen hat das Buch alles, was es für gute Unterhaltung braucht. Absolute Leseempfehlung!