Rezension

Willkommen bei Herrn Schmittmanns Überlegungen zu Weihnachten…und Toleranz...und dem Leben.

Schmittmanns Weihnachten - Ben Weber

Schmittmanns Weihnachten
von Ben Weber

Bewertet mit 5 Sternen

„‘Scrooge‘ Schmittmanns Wandlung bringt uns aktuelle und wichtige Lehren zum Geist der Weihnacht und der Toleranz als Weihnachtsgeschenk“

Schmittmanns Weihnachten von Ben Weber

Marley war tot, damit wollen wir anfangen. Kein Zweifel kann darüber bestehen. Der Schein über………….. Stopp, Halt, Moment. Falsche Weihnachtsgeschichte :D. Wir sind hier nicht in Charles‘ Dickens Weihnachtsgeschichte, und irgendwie auch nicht in meiner eigenen, sondern in der von Herrn Schmittmann. Und seinem Weihnachten. Wir befinden uns auch nicht in England, in einem anderen Jahrhundert, sondern mitten im Ruhrpott. Dies ist nun also meine erste Rezension für die Weihnachtszeit, denn genau diese besagte Weihnachtszeit hat mich fest im Griff, und manchmal weiß ich gar nicht mehr, wo hinten und vorne ist. Und die Zeit rast ….. Schön, dass es genau für solche Zeiten ein kleines 28 seitiges Büchlein gibt, das einem eine kleine Geschichte in die Vorweihnachtszeit bringt, und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert, ob ihres Ausgangs. Den möchte ich hier nun nicht verraten. Ihr könnt es euch nun selber zusammenreimen, oder das Büchlein auch einfach lesen.

Cover:

Das Cover. Also ehrlich mal. :D . Ich finde es total lustig. Anfänglich hat es mich, nicht nur wegen der grünen Farbe, wirklich sehr an den Grinch erinnert. Der hat genau denselben Gesichtsausdruck. Und es ist sicher schwierig, diesen hinzubekommen, ohne in Lachen auszubrechen. Also Hut ab an den Autor. Grinchig ist die Geschichte tatsächlich natürlich auch. Ein älterer mürrischer Griesgram, ähnlich denen in den alten Geschichten um Ebenezer Scrooge, oder Lord Fauntleroy…der ehm….ältere…äh ja, oder eben dem Grinch :D……. Dem etwas widerfährt, und der eine Wandlung zum Guten hinbekommt. Diese Geschichten liebe ich ja. Nicht umsonst habe ich die Ähnlichkeit zur Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens an den Anfang gestellt.

Das Buch:

Das Buch hat nur 28 Seiten, und ist damit eine wirklich kurze Kurzgeschichte, die kürzer als kurz ist. Ok. Genug des Kurzen. Was ich damit sagen will ist, dass sie schnell zwischendurch gelesen werden kann, gerade in der Vorweihnachtszeit, wenn Einem nicht so viel Zeit bleibt, wie man sie eigentlich zum Lesen haben möchte. Doch trotz ihrer geringen Seitenanzahl hat der Inhalt Substanz, und lässt einen nachdenken. Ich finde sie ist schön geschrieben und gelungen. Übertragen auf die heutige Zeit. Und trotzdem lehrreich, mit einer schönen Aussage. Denn an Weihnachten sollte keiner allein sein. Nicht mal der größte Weihnachtsmiesepeter der Welt :-). Die Wandlung ist im Buch spürbar.

Aber worum geht es in der Geschichte überhaupt? Es ist kurz vor Weihnachten. Schmittmann lebt alleine in seiner riesigen Wohnung. Mit den Jahren mürrisch geworden, und deswegen verlassen und alleine von seiner Frau. Und auch die Kinder mit Enkeln wollen nicht mehr so viel mit ihm zu tun haben, aufgrund seiner Launen. Da klopft seine Nachbarin, tätig bei der evangelischen Gemeinde an die Tür. Zwei Flüchtlinge und ihr Baby aus Gaza brauchen eine Unterkunft, da das Flüchtlingsheim angezündet wurde, und sie nun kein Heim mehr haben. Und da hat die nette Nachbarin gleich an Herrn Schmittmann, und seine, für ihn allein viel zu große Wohnung, gedacht. Herr Schmittmann muss sich also arrangieren mit der Situation, und sich entscheiden. Alleinsein und mürrisch bleiben, die Sportschau schauen, so wie immer, und um nicht darüber nachdenken zu müssen, warum er so alleine ist, und alle ihn verlassen haben…. Oder den Beiden Flüchtlingen helfen. Die Geschichte hat für mich Parallelen in allen klassischen Weihnachtsgeschichten, wie in der von Charles Dickens, wo Ebenezer auch verlassen wird, und sich mit der Zeit immer mehr zum Griesgram entwickelt, der seinen Verlust mit Sachlichkeit und Bosheit betäubt, der anderen Menschen nichts gönnt, weil er selbst es auch nicht hat. Aber auch in der klassischen Weihnachtsgeschichte, derer wegen wir dieses Fest feiern. Zwei Notleidende brauchen eine Herberge, und keiner will sie aufnehmen, weil sie Fremde sind. Nicht mal, als sie sehen, dass die Frau schwanger ist. Und so kommt unser liebes Jesuskind im Stall auf die Welt. Wir lernen also, der Geist von Weihnachten versucht uns dahingehend zu lenken, dass wir anderen Menschen helfen, und höflich ihnen gegenüber sind. In der heutigen Zeit gar nicht so einfach. Und doch schafft die kleine Geschichte es, diese alten Thematiken, die aber hochaktuell sind, in ein modernes Gewand zu kleiden, um das Ganze der Menschheit von heute, mit all ihren Problematiken, näherzubringen. Das gefällt mir sehr. Gerade in unserer Gegenwart sollte man sich darauf besinnen, ein netter Mensch zu sein. Viele sind es eben nicht. Und manchmal sind die Taten von Menschen schrecklich, und man fühlt sich hilflos. Auch vor großer Wut und Aggression sollte man zurückschrecken. Und anderen Menschen zu helfen, wäre ein erster Schritt hin zu einem friedlicheren Umgang miteinander. Und tatsächlich gibt es hier mehrere Schattierungen des Miteinanderseins. Miteinander mit Fremden, die zu Freunden werden, Miteinander in der Familie, Miteinander in einer Beziehung, in welche Richtung diese auch immer gehen mag, Miteinander von Paaren die getrennt sind, Miteinander von Nachbarn. Ich habe mich auch gewundert, dass dies alles in 28 Seiten passt, aber es passt nun mal :D

Das Fazit:

Ich finde das Cover, und auch die Geschichte so schön, weil es diese aufgesetzte Art von Grimmigkeit ist, diese überzogene Art, von der man genau weiß, dass dahinter eigentlich ein netter Mensch steckt, dem etwas widerfahren ist, aufgrund dessen er erst so grimmig wurde. So durchschaut man auch das Cover, und ich glaube, dahinter steckt ein netter Mensch, der auch lachen kann. Hinter die Maske zu schauen schafft der Roman (naja, das kleine Büchlein eben. Und auch wenn es nur wenige Seiten zum Lesen sind. So sind diese doch gefüllt mit Inhalt, so dass es wie eine richtige Geschichte daherkommt :-) ) auf jeden Fall. Es gibt eine schöne Message, eine Botschaft, und eine Lehre, die wir daraus ziehen können. Das Buch lässt einen sogar teilweise nachdenklich zurück. Denn wenn Herr Schmittmann auch eine Wandlung durchmacht, und wir den netten Menschen dahinter kennenlernen, der uns hinter der Maske aus Egoist und Nörgler anstarrt, so lernen wir auch seine Familie kennen. Und somit das Problem, dass sich Kinder von ihren Eltern abwenden, wenn sie ihr eigenes Leben haben, oder ebenfalls merkwürdige Gedankengänge haben, und nichts von Fremden wissen wollen, und das Ganze als Ausrede benutzen, um ihren Vater nicht mal einen Besuch abzustatten. Hier geht es also um Entfremdung von Familie, darum, dass Jeder sein eigenes Leben lebt, ohne den anderen einzubeziehen.  Dass jeder sein Leben neu weiterlebt, und man selbst als Familie gar nicht mehr so sehr Familie ist. Und darum, dass gute Bekannte, oder Fremde Einem familiärere Gefühle geben können, als die eigene Familie. Blut ist eben nicht immer dicker als Wasser, besonders wenn der Zusammenhalt fehlt.

Aber es geht nicht nur darum, dass uns gezeigt wird, wie wir mit unseren Mitmenschen umzugehen haben, oder eben auch nicht, sondern darum, dass aufgezeigt wird, warum jemand so wird, wie er eben später dann ist. Und dass das nicht immer schlimme Gründe der Bösartigkeit als Grund haben muss, sondern manchmal psychologisch gesehen nur daher rührt, dass Derjenige allein ist, allein gelassen wurde, oder verlassen wurde………….von geliebten Menschen, die uns eigentlich Halt und Geborgenheit geben sollten. Solche Dinge kommen in der Weihnachtszeit natürlich nochmal mehr hoch. Denn Weihnachtszeit ist Familienzeit. Was aber tun, wenn die eigene Familie sich nicht wie Familie benimmt, sondern wie Fremde? Hier wird einem aufgezeigt, dass auch „Fremde“ zu Familie werden können, bzw. zu guten Freunden, oder Bekannten, die einem für einen kurzen Augenblick im Leben näherstehen, als die eigene Familie. Weil man mit ihnen was ganz Besonderes teilt. Eben ein Weihnachtsfest.

Die Aussage des Büchleins als Ganzes passt für mich wunderbar in die Weihnachtszeit, vielleicht als kleine Kurzgeschichte, um sie im Advent vorzulesen, oder gar an Heiligabend. Wenngleich ich natürlich betonen möchte, dass Mitmenschlichkeit und Fürsorge das ganze Jahr ziemlich tolle Dinge sind, die wir Menschen beachten sollten :-). Achtet auf eure Umgebung. Achtet auf eure Mitmenschen. Seid für andere da, auch wenn sie alleine sind, und ihr sie nicht so gut kennt. Lernt andere Menschen kennen. nicht hinter Jedem verbirgt sich ein böser Mensch, der uns etwas antun will. Und wenn ihr in Schubladen denkt, dass andere nicht gut genug für such sind, weil sie dies und das im Leben nicht haben oder besitzen…………… dann………….. ja dann…………. Ist euch ja eh kaum noch zu helfen :D…… aber versuchen könntet ihr es :-)

Ich würde mir wünschen, dass alle Menschen etwas mehr auf andere achten, und die Scheu voreinander, vor Fremdartigkeit, vor Anderssein, vor einfach anderen Menschen, die nicht zur Familie gehören, verlieren. Denn das ist etwas, das mit heutzutage häufig auffällt. Man darf fast niemanden mehr ansprechen, wenn man diesen nicht kennt. Freundlichkeit und Aufmerksamkeit wird hier als komische Aufdringlichkeit bewertet. Und es entsteht eine gewisse Grenze, ein Abstand zwischen den Menschen.  Das ist kalt, und passt an Weihnachten eher zum Wetter, als zu der Wärme, die das Fest ausstrahlen sollte. Denn wenn viele Menschen nicht mehr so alleine sind, dann bin ich mir sicher, wären viele von ihnen weniger mürrisch, und die Welt damit etwas freundlicher.

Und nun denkt euch: „Kurze Atempause auf der Ziellinie vor Weihnachten. Ich setz mich jetzt einfach mal hin, und lese zwischendurch ein kleines Büchlein. Auch wenn ich eigentlich keine Zeit dafür habe. Oder etwa doch?!“

Wie ihr wisst, kommt an jedes meiner Rezensionsenden ein Liedtext, der passt. Oder manchmal auch ein Gedicht…… das passt. Heute hier nun eine Textstelle aus einem anderen Buch ……….. das für mich…… eben passt. Ich wünsche euch alle Frohe Weihnachten. Macht was draus. Wenn möglich, was Gutes, oder das Beste. :):

»Ich will in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft leben«, wiederholte Scrooge, als er aus dem Bett kletterte. »Die Geister von allen dreien sollen in mir lebendig sein. Oh, Jacob Marley! Der Himmel sei dafür gepriesen und die Weihnachtszeit! Ich sage es auf meinen Knien, alter Jacob, auf meinen Knien.«

„Er hatte keinen ferneren Verkehr mit Geistern, sondern lebte von jetzt an nach dem Grundsatz gänzlicher Enthaltsamkeit; und immer sagte man von ihm, er wisse Weihnachten recht zu feiern, wenn es überhaupt ein Mensch wisse. Möge dies auch in Wahrheit von uns allen gesagt werden können. Und so schließen wir mit Tiny Tims Worten: »Gott segne jeden von uns.«“

Und, ach…… ich kanns doch nicht lassen :D :

„Snow is falling……….all around me…… children playing….. having fun.
It's the season…………. Love and understanding.
Merry Christmas……..EVERYONE.“