Rezension

Willkommen im Sea Whisper Inn! - Ein guter Begleiter für den Sommer 2016

Fünf am Meer
von Emma Sternberg

Bewertet mit 4 Sternen

Emma Sternberg - Fünf am Meer

Nachdem Linn ihren Verlobten in flagranti erwischt hat will sie nur noch weg. Als sie erfährt, dass sie ein Haus in den Hamptons von ihrer ihr unbekannten Tante zweiten Grades geerbt hat nutz sie die Chance und fliegt in die USA - um das Haus zu verkaufen und sich ihr eigenes Leben weit weg aufzubauen. Doch die fünf in dem Haus wohnenden Senioren wachsen ihr nach kurzer Zeit schon so sehr ans Herz, dass sie ihre Entscheidung nicht ohne schlechtes Gewissen durchziehen kann. Am liebsten würde Linn ja das Haus, mitsamt Bewohnern, behalten, aber sie muss nicht nur die Erbschafsteuer und Reparaturkosten für das Haus bezahlen, sondern auch noch den Erbenermittler Samuel Cunningham, und woher das Geld nehmen, wenn man keins hat? 

Zu allem Überfluss taucht auch noch der attraktive Journalist Alan Ripley auf, der Linn gehörig den Kopf verdreht und mit ihr Licht auf die Geschichte ihrer "Tante" wirft.

Wird Linn das Sea Whisper Inn retten können und eine neue Liebe finden? Oder muss sie die anderen "verraten" und mit dem Geld, das ihr vom Verkauf bleiben würde, zurück nach Deutschland?

 

Der Roman "Fünf am Meer" gebietet dem Leser einen Einblick in das chaotische Leben der Linn Rosemeyer, welches durch die Ereignisse die ihr widerfahren sind (vom Freund betrogen, Haus geerbt, in die USA abgehauen, neue Freunde kennengelernt, mit einem attraktiven Journalisten hinter einer heißen Spur her) ganz schön auf den Kopf gestellt ist. Er ist aus der Sicht von Linn geschrieben und erzählt die Dinge detailreich, aber auch ziemlich locker, sodass er eine gute, leichte Sommerlektüre abgibt. An vielen Stellen gibt Linn ihre eigenen Gedanken preis, welche enorm dazu beitragen, dass man sich mit der Hauptfigur gut identifizieren kann. Sie ist human, nicht perfekt, aber trotzdem freundlich und liebenswürdig. Allgemein sind die Figuren in diesem Roman sehr authentisch. Alle Figuren bringen durch ihre Verhalten und ihre Redeweise das zum Leser rüber, was eben rübergebracht werden soll. Sie werden einem sofort sympatisch oder man "hasst" sie, wenn sie auf ihre eigenen Vorteile bedacht sind. Was mir persönlich bei den Figuren ebenfalls sehr gut gefallen hat, ist dass sie sich mit dem Verlauf der Geschichte weiterentwickelt haben. Linn zum Beispiel ist nicht immer die verzweifelte Frau, die von ihrem Freund betrogen wurde. Sie lernt dazu und merkt schnell, dass sie wieder ein eigenes Leben braucht. Und in den Hamptons hat sie auch kaum Zeit über ihn nachzudenken. Die fünf Sneioren haben Linn auch nicht alle von Anfang an akzeptiert (dies wäre dann, meiner Meinung nach, auch ziemlich unglaubwürdig gewesen), sondern sie haben sich erst nach einiger Zeit ihr geöffnet und haben sie dann auch erst "vollkommen akzeptiert".

Zu der Geschichte an sich muss ich sagen, dass sie mir eigentlich gefallen hat und die Haupthandlungen auch alle gut durchdacht waren, aber ein paar kleine Defizite sind mir (und auch anderen Lesern, vor allem in der Leserunde) trotzdem aufgefallen. Es bleiben leider einige Fragen offen. Darunter sind auch welche, über die man sich schon Gedanken machen sollte. Natürlich sind viele dieser Fragen eher "Randfragen", aber ich finde für eine gute, abgerundete Geschichte hätten diese geklärt werden sollen, da viele von ihnen dann doch auf etwas unrealistische Handlungen weisen.

Erstens: Linn ist auf einmal weg. Warum meldet sich ihre angeblich beste Freundin nicht bei ihr oder andersherum? Wenn meine beste Freundin plötzlich für mehr als drei Tage verschwinden würde ohne mir Bescheid zu sagen und ihr Freund aber noch da ist und nichts weis, dann kann da doch was nicht stimmen. Da hätte ich schon mal versucht sie zu erreichen.

Zweitens: Was ist denn jetzt mit ihrem Job? Ich glaube nicht, dass sie da jetzt noch weiter arbeitet, da sie so lange fehlt (und sich ganz nebenbei auch noch in Amerika befindet). Hat ihr Freund seinen Eltern (welche dort sie arbeitet die Chefs sind) denn gar nichts erzählt? Das kann ich irgendwie nicht so ganz glauben...

Drittens: Warum hat Martin (ihr Freund/ Verlobter) nicht versucht sie zu kontaktieren? Da müssen doch garantiert noch einige Dinge geklärt werden...

Da war garantiert noch iregendetwas, aber es fällt mir jetzt nicht ein... Diese Fragen haben mein persönliches Lesevergnügen zwar nicht gestört, aber eine kurze Antwort darauf hätte sich ja mit ein oder zwei Sätzen schon irgendwo einbauen lassen. Das ist auch der Grund warum ich "nur" vier Sterne gegeben habe.

Fazit: Der Roman "Fünf am Meer" ist eine wunderbare, leichte Sommerlektüre, die ich jedem empfehlen kann, der eine süße Geschichte mit liebenswerten Charakteren und einer kleinen Romanze sucht. Er ist einfach und mit Humor geschrieben und gibt so einen wunderbaren Roman für Balkonien oder den Urlaub ab. Punkteabzug gab es für offengebliebene Fragen und dafür, dass es teilweise etwas klischeehaft geschrieben war und man mit vielem schon gerechnet hat. Trotzdem hat mir der Roman gut gefallen und hat mich an einigen Stellen überrascht.