Rezension

Willkommen zurück in Osten Ard

Das Herz der verlorenen Dinge - Tad Williams

Das Herz der verlorenen Dinge
von Tad Williams

Bewertet mit 4 Sternen

          Ungefähr 23 Jahre ist es her, dass die Geschichte um Simon in Osten Ard endete.

***Inhalt***
Das Buch setzt einige Wochen oder Monate nach den Ereignissen aus „Der Engelsturm“ ein, da von "Krönung des Königspaares" die Rede ist. Simon und Miriamel haben Herzog Isgrimnur entsandt, die verbliebenden Nornen unschädlich zu machen, damit diese keine Gefahr mehr für Osten Ard darstellen.

Insgesamt werden wir Zeuge von drei Kriegs-Schauplätzen, da die Nornen sich immer weiter nach Norden zurückziehen. Beide Seiten – Nornen und Menschen - verlieren unzählige Leben. Die Brutalität der Schlachten wird an einer Stelle besonders deutlich:

"Im Morgengrauen sah das Feld am Fuß des Berges aus wie die Hölle in der Version eines wahnsinnigen Malers – eine kalte Hölle, kein Feuersee, sondern ein mit Toten und Beinahe-Toten übersäter Ort, den der wehende Schnee langsam mit Weiß überzog." (S. 226)

In „Das Herz der verlorenen Dinge“ kommen dieses Mal auch die Nornen zu Wort. Zentrale Personen sind Viyeki, ein Heeresvormann, der seinem Mentor als Großmagister nachfolgen soll und die mutige Kriegerin Suno’ku. Hierbei bekommt der Leser erstmals Einblick in das Gefühlsleben dieses Volkes: Durchaus „menschlich“ dargestellt, fiebert man bei ihrem Schicksal mit.
Auf Seite der Menschen kommt Herzog Isgrimnur zu Wort, den man bereits seit dem „Drachenbeinthron“ kennt und der junge Soldat Porto, der vielleicht noch eine Rolle in den neuen Bänden spielen könnte.

***Buchkritik***
Ich habe mich sehr auf eine Rückkehr nach Osten Ard gefreut. Ich mochte Tad Williams Werke „Otherland“ und „Shadowmarch“ sehr, aber die „Osten Ard“ Reihe habe ich besonders wegen Simon ins Herz geschlossen. Ich war jedoch etwas enttäuscht, dass Simon keine zentrale Figur in dem Buch darstellt. Man erfährt nur, dass er diese Expedition in Auftrag gegeben hat und vor kurzem gekrönt wurde. Von Binabik erfährt man leider gar nichts, obwohl er im Vorwort „An meine Leser“ genannt wurde. Aber glücklicherweise gibt es einen Auszug aus „Die Hexenholzkrone“, in der Simon und Miriamel - um einige Jahre gealtert - zu Wort kommen. Das steigert die Vorfreude auf die neuen Bände enorm.

Das Cover von „Das Herz der verlorenen Dinge“ gefällt mir nicht so gut. Ich habe die alten Ausgaben mit den Artworks von Michael Whelan, der auch für die Illustrationen der neuen amerikanischen Ausgaben gewonnen werden konnte. Auf die Frage an den Verlag, warum diese nicht verwendet wurden, erhielt ich nur die Antwort, die Originalcover nicht immer verwendet und die deutschen Versionen speziell illustriert und gestaltet werden. Wett macht dieser Umstand allerdings der schöne Einband: Dieser ist moosgrün, der Titel und Autor sind in silberner Schrift darauf geprägt. Ein echter Hingucker!

***Fazit***
Auch wenn es erst zur Hälfte des Buches richtig spannend wird, fiebert man mit den Protagonisten beider Seiten mit. Dieses Buch, welches die Rückkehr nach Osten Ard einläutet, wird vermutlich für die kommende Handlung wichtig sein. Es wurden neue Charaktere eingeführt, bei denen ich mir vorstellen kann, dass diese auch in den Folgebänden auftreten werden. Auch von dem Relikt der „Hexenholzkrone“ ist in diesem Band schon die Rede, weshalb hier vermutlich der Grundstein für „Der letzte König von Osten Ard“ gelegt wurde.

Deshalb: Unbedingt lesen und auf „Die Hexenholzkrone“ - die in zwei Bänden im Herbst diesen Jahres erscheint - einstimmen.