Rezension

Winterlich schön

Dash & Lilys Winterwunder - Rachel Cohn, David Levithan

Dash & Lilys Winterwunder
von Rachel Cohn David Levithan

Inhalt:
Dash ist 16 Jahre alt und verbringt die Weihnachtsfeiertage vollkommen allein. Was gibt es da besseres, als seiner Lieblingsbuchhandlung „Strand“ mal wieder einen Besuch abzustatten? Bei seiner Stöberrunde stößt er auf ein rotes Notizbuch, welches seine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Wie es aussieht, handelt es sich bei dem Inhalt um eine kleine Schnitzeljagt, die am Ende einen Lösungssatz ergibt. Entweder spielt er mit oder er stellt das Buch zurück ins Regal. So sind die Regeln. Zunächst ist er unsicher, doch die Neugier übernimmt schließlich die Oberhand. Hinter dem Notizbuch steckt die ebenfalls 16jährige Lily, die von ihrer Familie ebenfalls über die Weihnachtsfeiertage allein in New York zurück gelassen wurde. Allerdings eher unfreiwillig. So nimmt das Spiel seinen Lauf und das Buch wandert immer wieder zwischen den beiden Teenagern hin und her, ohne dass sie sich jemals begegnen. Aus der Schnitzeljagd werden jedoch schnell tiefsinnige Gespräche und wortgewandte Rätsel.

Fazit:
„Dash & Lilys Winterwunder“ ist ein wahrlich bezaubernder Weihnachtsroman von Rachel Cohn und David Levithan, der perfekt zur kalten Jahreszeit passt.
Es gibt nichts auf der Welt, was Lily mehr lieben könnte, als das Weihnachtsfest. Sie liebt es, Plätzchen zu backen, sich weihnachtlich zu kleiden, Weihnachtslieder zu singen (dafür trommelt sie sogar einen kleinen Chor zusammen) und die gesamte Zeit einfach zu genießen. Geschenke, Familie, fröhliches Beisammensein… das ist alles, was Lily in diesem Jahr nicht bekommt, denn ihre Eltern haben beschlossen, ihre Hochzeitsreise auf den Fidschis nachzuholen – und das ausgerechnet über Weihnachten. Auch ihren Opa hat es in die Ferne verschlagen – um genau zu sein zu seiner merkwürdigen Freundin Marbel, die in Florida lebt. So bleiben Lily und ihr Bruder mutterseelenallein in Manhatten zurück. Und um das Ganze noch abzurunden beschäftigt sich Langston lieber mit seinem neuen Freund Benny, als sich um seine kleine Schwester zu kümmern.
Dash hingegen ist heilfroh, seine geschiedenen Eltern los zu sein. Nachdem er sie beide reingelegt hat und sie der Meinung sind, dass ihr Sohn das Weihnachtsfest beim jeweils anderen verbringen würde, sind sie mit ihren neuen Partnern in den Urlaub gefahren. Dash genießt die Ruhe und den Frieden, denn es gibt nichts, was er mehr hasst, als Weihnachten. Ihm ist der ganze Trubel zu viel und die Konsumgier der Menschen geht ihm gewaltig auf den Zeiger. Deswegen verbringt er seine Freizeit am liebsten mit Lesen. Dass er in seiner Lieblingsbuchhandlung ein Notizbuch finden würde, welches ihn mitten durch die Weihnachtshölle schickt, hätte er ganz sicher nicht gedacht, als er begann, Lilys Spiel mitzuspielen.
In diesem Notizbuch begegnen sich die beiden auf eine ganz besondere Art und Weise. Obwohl sie einander nicht kennen, vertrauen sie sich gegenseitig ihre Gefühle, Wünsche, Sorgen und Ängste an. Durch ihre sprachlich recht anspruchsvollen Unterhaltungen wird dem Buch und seinen Charakteren eine gewisse Reife und Tiefe gegeben, die für ihr Alter doch recht ungewöhnlich sind. Dies merkt man vor allem an Dashs bestem Freund Boomer, der das genaue Gegenteil von Dash ist. Trotz dieser sprachlichen Reife handelt es sich bei Dash und Lily trotzdem nur um zwei 16jährige Teenager, die mit ganz normalen Problemen konfrontiert sind und versuchen, auf ihre Art damit zurecht zu kommen. Seien dies zum Beispiel Dashs Gefühle für seine Exfreundin und das Unverständnis seinen Eltern gegenüber oder Lilys Lebensweise, da sie sehr zurück gezogen lebt und nicht so recht über ihren eigenen Tellerrand hinweg sehen kann. Von der Zukunft ganz zu schweigen. Von ihrer Familie wird Lily oftmals als „Lily-Bär“ verhätschelt und nicht als angehende Erwachsene angesehen. Die ganze Sippe inklusive Lily scheint irgendwie in der Vergangenheit fest zu stecken.
Trotz ihres durchaus vorhandenen Intellekts strahlen beide Charaktere eine gewisse Reinheit aus. Beide waren noch nie wirklich verliebt, leben ein anständiges Leben und man kann sich vor allem bei Lily kaum vorstellen, dass sie jemals einer Fliege ein Haar gekrümmt hat. Sie scheint noch nie so wirklich „gelebt“ zu haben, da sie sich immer an Muttis Schulter zurückziehen konnte und allen Gefahren und Risiken aus dem Weg gehen konnte. Für sie steht die Familie an erster Stelle, da sie sich immer auf sie verlassen kann, während Dash eher verschlossen ist, was durchaus auf die Scheidung seiner Eltern zurück zu führen ist. Diese erwähnte Reinheit vermischt mit den intelligenten geschriebenen Worten und Gedanken machen „Dashs & Lilys Winterwunder“ zu einer interessanten Mischung.
Besonders hervorgehoben wird darin das Thema Homosexualität, mit dem keiner der Charaktere auch nur ansatzweise ein Problem zu haben scheint. Eine sehr gute Einstellung, die dieses Buch vermittelt, da dieses Thema auch in der heutigen Zeit immer wieder mehr umstritten als geduldet ist (was ich persönlich absolut nicht nahvollziehen kann). Ein kräftiges Statement versteckt hinter einer wundervollen Geschichte, die sowohl verspielt ist, als auch zum Nachdenken anregt.
Kapitelweise werden abwechselnd die Sichtweisen von Dash und Lily geschildert, was vermuten lässt, dass Rachel Cohn und David Levithan gemeinsam mit verteilten Rollen geschrieben haben. Während Lily typisch weibliche Gedanken verfolgt, erscheint Dash als sehr eigenständiger, intelligenter und vor allem sprachgewandter junger Mann, der für sein Alter schon sehr erwachsen wirkt. Der Schreibstil der beiden Autoren ist von der ersten Seite an unheimlich fesselnd und viele Dinge regen zum Nachdenken an. Dash und Lily sind Charaktere, die man einfach mögen muss. Genauso verhält es sich mit Lilys Familie und Dashs Kumpel Boomer.
„Dash & Lilys Winterwunder“ von Rachel Cohn und David Levithan eignet sich wunderbar zum Lesen in der Vorweihnachtszeit und beinhaltet eine wunderschöne Geschichte um eine außergewöhnliche Liebe, die fast schon irreal wirkt, so schön ist sie. Intelligente Sprachgewandtheit und gut durchdachte Charaktere, sowie ein gewisser Charme machen dieses Buch zu etwas ganz besonderem. Weihnachtlich-fröhlich und doch berührend. Und um es in Lilys Worten zu sagen: einfach dashig!