Rezension

Winterliches Märchen

Die silberne Königin
von Katharina Seck

Bewertet mit 4 Sternen

Katharina Seck hat es geschafft in diesem Buch eine ganz besondere winterliche und magische Atmosphäre zu schaffen. Der Schreibstil lässt richtige Bilder im Kopf entstehen und ich konnte mich gut in die verschneite und trostlose Landschaft hineinversetzen, in der die Protagonistin Emma lebt.

Winterglanz liegt schon seit Jahrhunderten unter einer dicken Schneedecke begraben und die ganze Energie der dort lebenden Menschen fließt in ihren Überlebenskampf in dieser frostigen Welt. So gibt es auch wenige Alltagsfreuden und die harte Arbeit steht an erster Stelle. Im Eisschloss im Zentrum der Stadt lebt der unbeliebte Eiskönig, vor dem die Einwohner nicht nur Respekt sondern vielmehr Angst verspüren, und der im Ruf steht, sehr grausam zu sein.
Emma geht es da nicht anders als dem Rest der Dorfbewohner. Sie arbeitet viel, versucht sich selbst und ihren Vater zu ernähren und hat dabei wenig Raum für eigene Träume und Wünsche. Eines Tages bekommt sie aber dann doch die Chance ihres Lebens und darf eine Stelle in der Chocolaterie "Schokoladengold" antreten. In der wohligen Atmosphäre von Madame Weltfremds Laden lernt Emma aber nicht nur das Handwerk des Pralinen-Machens kennen...

Emma ist eine sehr starke und clevere Protagonistin, deren Charakter sich aber auch durch Ecken und Kanten auszeichnet. Sie ist fleißig und hinterfragt Dinge, wodurch sie sich zwar in Gefahr begibt aber auch enormen Mut beweist. Ich mochte sie wirklich sehr.

Der Autorin ist es gelungen in der Chocolaterie eine komplett andere Atmosphäre als überall sonst in Winterglanz zu erzeugen. Hier fühlt man sich direkt behaglich und geborgen. Auch Emmas Kollegin Ophelia ist ganz anders als die anderen Dorfbewohner und sprüht nur so vor Freude und Elan.

Bei Madame Weltfremd weiß man von Anfang an, dass sie ein Geheimnis verbirgt, doch der Charakter selbst war für mich ziemlich schwer zu durchschauen. Sie spricht in Rätseln und macht sich insgesamt sehr rar. Sie erzählt Emma und Ophelia nach und nach ein wunderschönes Märchen, das sich wunderbar in die Geschichte einfügt und mich verzaubert hat.

 

">>Was ist man selbst denn ohne die Menschen, die man liebt?<<, fragte sie. >>Nur ein leeres Gefäß ohne Leben<<" (Seite 225)

 

Die Handlung selbst empfand ich trotz der wundervollen Atmosphäre zunächst als etwas langatmig und es hat etwas gedauert, bis die Story richtig Fahrt aufgenommen hat. Doch spätestens da hat mich das Buch dann gepackt und gefangen gehalten durch immer wieder neue Überraschungen.

Auch gut gefallen hat mir, dass Katharina Seck immer wieder Denkanstöße zu Themen wie Freundschaft, Vergeben und Liebe eingestreut hat. So stellt sich zum Beispiel die Frage, ob Liebe einen Menschen schwach und verletzlich macht. Und ist die Einsamkeit vielleicht eine bessere Wahl für ein mächtiges Leben?

 

Fazit:
"Die silberne Königin" besticht durch eine wundervolle Atmosphäre und eine abwechslungsreiche Handlung. Außerdem werden tolle Werte vermittelt und die Moral der Geschichte und das Ende haben mich vollkommen begeistern können.